Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

44 Erstes Kapitel 20. Juli 
reichte, blieb er stehen und sagte: „Ich wollte Sie bitten, doch in 
der Kreuzzeitung was gegen die hannoverschen Adlichen zu schreiben. 
Es muß aus der Provinz kommen, von einem Landedelmann aus 
dem Altpreußischen — recht grob, etwa so: Man hätte gehört, daß 
Hannoveraner vom Adel den Versuch gemacht, den französischen 
Kriegsschiffen in der Nordsee Lotsen und Spione zu verschaffen. 
Die in den letzten Tagen mit militärischem Beistande vollzognen 
Verhaftungen sollten damit im Zusammenhange stehn. Das Ver- 
fahren jener Hannoveraner ist schändlich, ehrlos, und ich spreche 
sicher im Namen vieler, ja aller meiner Nachbarn, wenn ich an 
die Standes= und die bisherigen Gesinnungsgenossen dieser ver- 
räterischen Gesellen die Frage richte: sind sie irgend darüber im 
Zweifel, daß irgend ein Ehrenmann diese Buben, gleichviel, ob sie 
sich für ihr vaterlandsloses Treiben auf Befehle des Königs Georg 
berufen, jemals noch als Männer betrachten kann, denen er Satis- 
faktion mit ehrlichen Waffen gewähren dürfe? Sind sie nicht 
vielmehr selbstverständlich der Meinung, daß ein Ehrenhandel mit 
ihnen völlig ausgeschlossen wäre, daß man sie, falls sie unverschämt 
genug sein sollten, etwas dahingehendes zu versuchen, durch den 
Bedienten die Treppe hinabwerfen oder, wenn man keinen hat, dies 
selbst besorgen müßte — aber mit Handschuhen? Und glauben sie 
nicht, daß diese schamlosen Menschen, deren Gesinnung nur durch 
das gut altpreußische Wort Hundsfott richtig bezeichnet wird, mit 
ihrem Verrat ihren Nachkommen bis ins dritte und vierte Glied 
ein unvertilgbares Brandmal aufgedrückt haben? Um Antwort 
wird gebeten.“ 
Abends. Mit Bezug auf einen Artikel in der Liberté vom 
18., in dem das Blatt daran erinnert, daß Italien Frankreich seine 
Befreiung danke, und daß letzteres 1866 ihm das Bündnis mit dem 
Berliner Kabinett verschafft habe, und dann behauptet, Viktor 
Emanuel habe angesichts des Ernstes der bevorstehenden Ereignisse 
mit wahrhaft ritterlichem Sinne nicht einen Augenblick gezögert, 
den Franzosen seinen bedingungslosen Beistand zuzusagen, soll in 
unsern Blättern bemerkt werden: „Die Franzosen haben bisher 
aller Welt gegenüber den großen Herrn gespielt, sie sind gegenüber 
Belgien, gegenüber Spanien, gegenüber dem Könige von Preußen 
suffisant aufgetreten. Es war ein Benehmen wie etwa das eines
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.