50 Erstes Kapitel 24. Juli
Kohlen, der für Holland bestimmt, von uns über die Grenze ge-
lassen werde. Derselbe sollte nur zu Fabrikzwecken dienen, und
die niederländische Regierung wollte die Wiederausfuhr untersagen.
Preußen ging auf diesen Wunsch bereitwillig ein. Aber bald darauf
erfuhr man, daß in holländischen Häfen Kohlen an fremde Schiffe
abgegeben würden, und kurz nachher machte die niederländische Re-
gierung die Anzeige, daß sie bei dem Versprechen einer Nicht-
gestattung der Wiederausfuhr von Kohlen übersehen habe, daß ein
Vertrag mit Frankreich ihr dies nicht erlaube. Natürlich wurde
daraufhin die Versendung von Kohlen nach Holland preußischer-
seits wieder untersagt. Inzwischen aber scheint man sich mit solchen
in den Niederlanden genügend versehen zu haben, um der fran-
zösischen Flotte für einige Zeit das erforderliche Brennmaterial
liefern zu können. Das ist aber eine sehr bedenkliche Handhabung
der zugesagten Neutralität von seiten der Herren im Haag.“
Bucher bringt vom Chef folgende Notiz herunter, die erst in
die Spenersche Zeitung oder sonst ein nicht offiziöses Blatt, dann
in die englische Korrespondenz kommen soll: „Im Jahre 1851 er-
hielt ein litterarischer Gamin in Paris den Auftrag, das rote
Gespenst in einer Flugschrift spuken zu lassen, und dasselbe war
dem Präsidenten Ludwig Napoleon sehr behilflich, sich vor dem
Schuldgefängnis auf den Kaiserthron zu retten. Jetzt versucht der
Herzog von Gramont das spanische Gespenst zu zitieren, um den
Kaiser von den hundert Millionen zu erretten, die derselbe seiner
Privatschatulle aus dem Staatsschatze vorgeschossen hat. Jener
Litterat wurde Beherrscher eines Präfekturbezirks. Welche Beloh-
nung sich wohl Gramont zugedacht haben mag?“
Abends will der Minister eine Charakteristik der Franzosen
und ihrer Politik unter dem Kaiser Napoleon, die, in verschiedner
Form ausgeführt und abgekürzt, durch die deutsche Presse gehen soll,
und die ich zunächst der Spenerschen Zeitung übersende, während
sie in ihren Hauptgedanken morgen durch das Litterarische Büreau
in die Magdeburgische und eine Anzahl kleinerer Zeitungen ge-
bracht werden soll. Er sagte (wörtlich): „Die Franzosen sind nicht
die feinen Leute, wofür man sie gewöhnlich hält. Sie gleichen als
Nation gewissen Leuten in unsern niedern Klassen. Sie sind borniert
und brutal — muskelkräftig und großmäulig und unverschämt und