Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

54 Erstes Kapitel 28., 29., 31. Juli 
Rede gewesen und die Andeutung gefallen, daß man in Piemont 
wisse, wo das Französische aufhöre und das Italienische anfange." 
28. Juli. Ich sehe das Original des Benedettischen Vertrags- 
entwurfs und werde eine ganz ähnliche photographische Kopie davon, 
die angefertigt und an die Kabinette versandt werden soll, erhalten. 
Bucher händigt mir, von oben kommend, folgende Gedanken 
zu einem Aufsatze ein, der in ein auswärtiges Blatt gebracht werden 
soll: „Die gegenwärtigen Machthaber in Spanien erklären, sich in 
dem Konflikte zwischen Deutschland und Frankreich ruhig verhalten 
zu wollen, weil letzteres ihnen selbst Schwierigkeiten im Innern 
bereiten könnte. Sie lassen sich von Bonaparte verbieten, zum 
Könige zu wählen, wen sie wollen. Sie sehen mit verschränkten 
Armen und gelassener Miene zu, wie andre Völker sich schlagen 
um eines Streites willen, zu dem eine innere spanische Angelegen- 
heit Anlaß gegeben hat. Wir haben uns den gentilhomme Castillan 
anders gedacht. Es scheint ihnen zu Mute zu sein wie dem Gil 
Blas, der sich mit dem Feldscher duellieren wollte und bemerkte, 
daß derselbe ein ungewöhnlich langes Rapier führe." 
30. Juli, abends zehn Uhr. Der Minister wünscht, daß noch- 
mals auf das Umschauen Frankreichs nach fremder Hilfe aufmerk- 
sam gemacht werde, und giebt mir wieder einige Gesichtspunkte an. 
„Frankreich bettelt überall herum und sucht namentlich Italien in 
seinen Sold zu nehmen. Es spekuliert dort, wie allenthalben, auf 
die schlechtesten Elemente, während die bessern nichts von ihm wissen 
wollen. Wie stimmt das zu der großen, an der Spitze der Zivili- 
sation einherschreitenden Nation, deren Geschichtschreiber immer 
darauf hinwiesen, daß sie bei Leipzig nur als eins gegen vier 
unterlagen? Damals hatte man halb Deutschland, Italien und 
Holland für sich, desgleichen das heutige Belgien. Jetzt, wo man 
allein steht, erscheint man mit dem Hut in der Hand vor allen 
Thüren und sucht Miettruppen zur Verstärkung seiner Kräfte, auf 
die man also sehr wenig Vertrauen setzen muß."“ 
31. Juli. Früh von Roland eine von den photographischen 
Kopien des Benedettischen Entwurfs erhalten. 
  
1 G. u. E. I, 8 „der ritterliche Cid.“ 
 
	        
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