Full text: Tagebuchblätter. Erster Band. (1)

Vorbemerkung VII 
kommen gelöst haben wie Busch. Welche Anspannung und Aus- 
dauer dazu gehört hat, das tritt vor allem in dem Tagebuche aus 
dem Kriege 1870/71 hervor. Kein andrer in der Umgebung des 
Kanzlers hat es so vermocht, Bilder dieser Art von seinem Leben 
in dieser großen Zeit festzuhalten, auch Abeken nicht; wie wenig 
würden wir also ohne Busch von all den Dingen wissen, die uns. 
aus seinen Blättern so lebendig entgegentreten! Einzelne Irrtümer 
und falsche Auffassungen sind bei solchen Aufzeichnungen ja ganz 
unvermeidlich, aber sie fallen oft nicht einmal dem Verfasser zur 
Last, sondern dem, dessen Außerungen er wiedergiebt, und den Ton 
der Stimme, den Ausdruck des Sprechenden, die ganze Situation 
kann ohnehin niemand in der Schrift festhalten, die können nur in der 
Phantasie einigermaßen wiederhergestellt werden. Wer niemals ähn- 
liches selbst versucht hat, der hat über Aufzeichnungen dieser Art gar 
kein Urteil; wer sie überhaupt verwirft, der muß auf das Eigentüm- 
lichste und Lebendigste verzichten, der müßte auch Luthers Tischreden 
verwerfen. Und welches Recht hatten dann die zahllosen Leute, mit 
denen Fürst Bismarck vor und nach 1890 zusammenkam, ihre Ein- 
drücke mitzuteilen, ohne daß sie der Kanzler kontrollierte, was er 
auch bei Aufforderungen derart gewöhnlich abzulehnen pflegte? 
Steht aber die subjektive Zuverlässigkeit des Tagebuchschreibers außer 
Zweifel, so ist es jetzt, nachdem wir eine reiche Memoirenlitteratur 
erhalten haben, auch möglich, seinen Aufzeichnungen oft bis ins 
einzelne hinein nachzugehn. Es ist eine Aufgabe der Redaktion ge- 
wesen, in den Anmerkungen diese Belege beizubringen, ohne daß Voll- 
ständigkeit der Nachweise erstrebt worden wäre. Sie sind reichlicher 
in der ersten Hälfte, wo die großen Thatsachen sich drängen, spar- 
samer in der zweiten, wo es meist nur darauf ankam, auf die im 
Texte oft nur gestreiften Thatsachen mit kurzen Erläuterungen hinzu- 
weisen. 
Auf hohem Kothurn erscheint Fürst Bismarck in diesen Blättern 
freilich nicht, sondern im Hausrock, nicht im Parlament und im 
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