Drittes Kapitel
Don der Grenze bis Gravelotte
Im vorigen Abschnitte blieb ich an der französischen Grenze stehen.
Daß wir sie überschritten hatten, sagten uns die Dorfbezeich—
nungen. Man las an den betreffenden Tafeln: Département de
la Moselle. Die weiße Straße wimmelte von Fuhrwerken und
Truppenzügen, jeder Ort war voll Einquartierung. In der überall
hügligen, teilweise bewaldeten Gegend waren hier und da kleine
Lager im Entstehen, in denen man Pferde an Pikettpfählen, Ka-
nonen, Pulverwagen, Marketender, Gruben für Kochfeuer und mit
Zubereitung von Speisen beschäftigte Soldaten in Hemdärmeln sah.
Nach etwa zwei Stunden erreichten wir Forbach, das wir ohne
Aufenthalt passierten. In den Gassen, durch die wir fuhren, waren
die Angaben der Schilder an Werkstätten und Kaufläden fast durch-
weg französisch, die Namen der Inhaber dagegen meist deutsch,
z. B. Schwarz, Boulanger. Manche von den vor den Thüren
stehenden Einwohnern grüßten in die Wagen, die Mehrzahl zeigte
eine verdrießliche Miene, was sie nicht hübscher machte, aber nicht
unerklärlich war; denn sie hatten offenbar mehr als genug Ein-
quartierung. Alle Fenster waren voll blaue Preußen.
So ging es fort bergauf und thalab, durch Wäldchen, durch
Dörfer nach Saint Avold, wo wir etwa halb fünf Uhr eintrafen
und allesamt mit dem Kanzler auf der Rue des Charrons Nr. 301,
im Hause eines Herrn Laity einquartiert wurden. Es war ein ein-
stöckiges Haus mit weißen Jalousien, das in der Front nur fünf
Fenster, aber eine bedeutende Tiefe hatte, und deshalb ziemlich
geräumig war. Nach hinten zu öffnete es sich auf einen gut-
gepflegten, von Gängen durchschnittnen Obst= und Gemüsegarten.
Der Besitzer, der ein verabschiedeter Offizier sein sollte und dem An-