27. Januar Achtzehntes Kapitel 93
Franken.“ — „Nun dachte ich erst daran, mir die Matrikularbei—
träge eher bezahlen zu lassen. Das giebt aber nur zwanzig Millionen,
da Bayern bis zweiundsiebzig noch eigne Rechnung hat. Da habe
ich mir nun den Ausweg gedacht, daß man sich an unsern Landtag
wenden könnte, daß er eine Summe als Vorschuß bewilligte. Man
muß nur erst wissen, was Moltke den Parisern abdrücken wird,
d. h. der Stadt Paris; denn mit der allein haben wirs jetzt zu thun.“
Forckenbeck war der Ansicht, der Plan des Chefs würde im
Landtage keinen unüberwindlichen Schwierigkeiten begegnen. Zwar
würden die Doktrinäre die Berechtigung bestreiten, und andre würden
sagen, da müsse Preußen immer wieder aushelfen und Opfer für
die übrigen bringen, allein die Mehrheit würde man aller Wahr—
scheinlichkeit nach haben, wie Köller bestätigen werde, was dieser
denn auch that.
Später kam ein Offizier von den dunkelblauen Husaren, ein
ungewöhnlich hübscher junger Mann. Es war ein Graf Arnim,
der eben von Le Mans eingetroffen war und allerlei Interessantes
von dort zu berichten hatte. Die dortigen Einwohner schienen recht
verständige Leute, die Gambettas Politik mißbilligten und allent—
halben ihr Verlangen nach dem Frieden äußerten, meinte er.
„Ja — erwiderte der Chef —, das ist recht schön von den
Leuten, aber was hilft es uns, wenn sie sich mit ihrer verständigen
Gesinnung dazu hergeben, daß Gambetta immer wieder Armeen
von hundertundfünfzigtausend Mann aus der Erde stampft.“ Und
als Arnim weiter erzählte, daß man wieder sehr viele Gefangne
gemacht habe, bemerkte er dazu: „Das ist nicht erfreulich. Wo
sollen wir zuletzt hin damit? Warum machen sie so viele Gefangne?
Jeder sollte sich kriegsgerichtlich verantworten müssen, wenn er Ge-
fangne gemacht hat" — was wie manche ähnliche Außerungen wohl
nicht wörtlich zu nehmen und nur auf die Freischärler zu beziehen
sein wird.
27. Januar, Freitag. Das Bombardement schweigt, wie
es heißt, seit zwölf Uhr in voriger Nacht. 1 Es hat, wie man hört,
um sechs Uhr diesen Morgen wieder aufgenommen werden sollen,
falls die Pariser Regierung auf unfre Waffenstillstandsbedingungen
1 Verdy 279.