Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

27. Januar Achtzehntes Kapitel 97 
auf den biedern Troupier und den guten Kameraden. Moltke wurde 
ein paarmal ungeduldig, und es war von der Art, daß er fünfzigmal 
hätte hinausgeworfen werden sollen.“ — „Favre, der doch auch 
keine first rate Erziehung genossen hat, sagte zu mir: J'en Suis 
humilic! — Er war übrigens nicht so sehr betrunken, es war 
mehr seine ordinäre Manier.“ — „Beim Generalstabe wollten sie 
daraus, daß man ihn dazu gewählt habe, schließen, daß man es 
zu nichts kommen lassen wolle. Im Gegenteil, sagte ich, sie haben 
den genommen, weil es bei so einem nichts ausmacht, wenn er 
in der öffentlichen Meinung fällt, indem er die Kapitulation unter- 
zeichnet.“ 
Dann erzählte er: „Bei unfrer neulichen Besprechung sagte 
ich zu Favre: Vous avez 6té trahi — par la fortune. — Er 
merkte den Stich recht gut, äußerte aber nur: A qui le dites- 
vous! Dans trois fois vingt quatre heures je serai aussi Ccompté 
au nombre des traitres. Seine Lage in Paris sei bedenklich, 
setzte er hinzu. — Ich schlug ihm vor: Provoquez donc une émeute 
pbendant due vous avez encore une armée pour T’étouffer. — 
Er sah mich darauf ganz erschrocken an, als wollte er sagen: Was 
du blutdürstig bist! Ich aber setzte ihm auseinander, daß dies das 
einzig richtige wäre, um mit dem Pöbel fertig zu werden.“ — 
„Ubrigens hat der keine Idee, wie es bei uns zugeht. Er ließ 
mich mehrmals merken, daß Frankreich das Land der Freiheit wäre, 
während bei uns der Despotismus herrschte. Ich hatte ihm z. B. 
gesagt, wir brauchten Geld, und Paris müßte welches schaffen. Er 
dagegen meinte, wir könnten ja eine Anleihe machen. Ich er- 
widerte, das ginge nicht ohne den Reichstag oder den Landtag. 
„Ach — sagte er —, fünfhundert Millionen Franken, die könnte 
man doch auch so kriegen, ohne die Kammer.# Ich entgegnete: 
„Nein, nicht fünf Franken.é Er wollte es nicht glauben. Aber 
ich sagte ihm, daß ich vier Jahre lang mit der Volksvertretung 
im Kriegszustande gelebt hätte, aber eine Anleihe ohne den Land- 
tag aufzunehmen, das wäre immer die Barriere gewesen, bis zu 
der ich gegangen wäre, und es wäre mir nie eingefallen, die zu 
überschreiten. Das schien ihn doch in seiner Ansicht etwas irre zu 
machen. Er sagte nur, in Frankreich on ne se génerait pas. Doch 
kam er immer wieder darauf zurück, daß Frankreich ungeheure Freiheit 
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