Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

106 Achtzehntes Kapitel 29. Januar 
zufolge) „zum Kaiser“ geschickt, bemerkte sein Vetter: „Kaiser? Ich 
beneide alle, denen das schon so geläufig ist.“ 
Abeken kam von Seiner Majestät zurück und meldete: „Die 
Angelegenheit mit den Fahnen ist geordnet.“ 
Chef: „Haben Sie auch den Revolver meines Briefes ab— 
geschossen?“ 
Abeken: „Ja, Exzellenz, er ist abgefeuert.“ 
Nach Tische Konzepte und Berichte gelesen, darunter einen sehr 
interessanten, wonach uns von Rußland geraten worden ist, den 
Franzosen Metz und Deutsch-Lothringen zu lassen und uns dafür 
Luxemburg einzuverleiben. Man schreibt nämlich aus Petersburg, 
daß Gortschakow gefragt habe, ob Deutschland sich nicht Luxemburg 
nehmen und den Franzosen dafür ein entsprechendes Stück von 
Lothringen lassen wolle. Die Stellung des Großherzogtums weise 
es an Deutschland, das einzige Hindernis sei der Prinz Heinrich, 
der in seinen besondern Hof verliebt sei. — König Wilhelm hat an 
den Rand dieser Depesche geschrieben, dies sei durchaus zurückzu— 
weisen, und es ist dann vom Chef geantwortet worden: die Stellung 
Luxemburgs werde in Zukunft allerdings eine unbequeme sein, aber 
nicht für uns, sondern für das Großherzogtum. Wir dürften keinen 
Zwang üben, kein fremdes Gut nehmen und müßten somit bei dem 
alten, vor fünf Monaten in Petersburg mitgeteilten Programme 
bleiben, zumal wir seitdem große Opfer gebracht hätten. Dasselbe 
sei zur Sicherstellung Deutschlands unumgänglich. Wir müßten Metz 
haben. Das deutsche Volk würde eine Änderung des Programms 
nicht dulden. 
Favre ist mit dem andern Franzosen noch spät da. Er geht 
erst um ein Viertel auf elf Uhr und zwar nicht nach Paris zurück, 
sondern in sein hiesiges Quartier auf dem Boulevard du Roi. Er 
will morgen mittag wieder kommen. — 
Später stellte sich der Chef zum Thee ein. Man sprach von 
der Kapitulation und dann vom Waffenstillstande. 
„Wie aber — fragte Bohlen —, wenn nun die andern nicht 
wollen — Gambetta und die Präfekten im Süden?“ 
„Nun, dann haben wir die Forts und damit die Gewalt über 
die Stadt,“ erwiderte der Chef. „Auch der König wollte das nicht 
Wort haben und sagte: Wenn nun die in Bordeaux die lbereinkunft
	        
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