116 Achtzehntes Kapitel 30. Januar
so wars auch. Wie ich das Suckow und Mittnacht sagte, waren
sie außer sich vor Wut und schlossen gleich ab.“ — „Hernach aber
war der König (von Württemberg) wieder auf andre Wege gebracht
worden. Da wollte er wieder mit Bayern gehen. Die aber, die
Minister, blieben fest und sagten mir, eher träten sie von ihrem
Posten zurück. So wurde der Vertrag mit Württemberg erst in
Berlin abgeschlossen.“ — „Zuletzt nach vielen Schwierigkeiten von
beiden Seiten — so berichtete er weiter —, machte sichs auch mit
Bayern, und es hieß: Nun fehlt es bloß noch an einem — es
war freilich das Wichtigste. Ich sah einen Weg und schrieb einen
Brief — und dann hatte ein bayrischer Hofbeamter das Verdienst.
Er hat fast das Unmögliche geleistet. In sechs Tagen machte er
die Reise hin und zurück, achtzehn Meilen ohne Eisenbahn und bis
ins Gebirge hinauf nach dem Schlosse, wo der König sich aufhielt —
und dabei war seine Frau noch krank. Ja, es war viel von ihm.
Er kommt an im Schlosse, findet den König unwohl — Zahn—
geschwür — oder an den Folgen einer Operation mit Chloroform
leidend. Er ist nicht zu sprechen. — Ja, er hätte einen Brief von
mir abzugeben, sehr dringend. Hilft auch nichts, der König will
ungestört sein, sich diesen Tag mit nichts befassen. Zuletzt aber
war er doch begierig, zu wissen, was ich ihm mitzuteilen hatte, und
der Brief fand eine gute Statt. Nun aber fehlte es wieder an
Papier und Tinte und an allem andern zum Schreiben. Sie schicken
einen Reitknecht fort, und der kommt endlich mit Papier zurück, mit
grobem, und der König antwortet, wie er ist, im Bette, und das
Deutsche Reich war gemacht."“ 1
Im weitern Verlauf der Unterhaltung wurde die Verhaftung
Jacobys erwähnt, und der Chef bemerkte: „Falckenstein hat sich
sonst ganz vernünftig benommen, aber er ist mit dieser Maßregel
schuld daran, daß wir den Landtag nicht vier Wochen früher ein-
berufen konnten, weil er nicht darauf einging, Jacoby frei zu lassen,
als ich ihn darum bat. Wenn er ihn als Rhinozeroskotelett gegessen
hätte, meinethalben; aber ihn einsperren — da hatte er an ihm
nichts als einen alten dürren Juden. — Auch der König wollte erst
nichts von meinen Vorstellungen wissen, und so mußten wir warten;
1 s. oben Band I, S. 469.