Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

1. Februar Achtzehntes Kapitel 123 
Im Park von Saint Cloud sahen wir gleich hinter dem Gitter— 
thor der Einfahrt unter den Bäumen zur linken Seite einen im— 
provisierten kleinen Friedhof mit zehn oder zwölf Grabhügeln von 
deutschen Soldaten, die hier gefallen waren. Weiterhin passierten 
wir noch einige Gräber dieser Art sowie eine Schanze und einen 
Verhau, die sich über die Straße legten. Unter einer Brücke, die 
tunnelartig den Weg überwölbte, hatten die Truppen sich wie in 
einer Kasematte Wohnungen eingerichtet gehabt. Vor dem Eingange 
in die Stadt, am Saume des Waldes hatte man rechts und links 
Blockhäuser an eine Mauer gebaut und dahinter auf eine lange 
Strecke Tritte für Schützen errichtet, um über die Mauer weg- 
schießen zu können. Die Stadt besteht hier zunächst aus breiten 
Straßen von Villen, die durch Zwischenräume von einander getrennt 
und von Gärten umgeben sind, weiter hinaus aus engern Gassen 
und dicht nebeneinanderstehenden mehrstöckigen Häusern, die zuletzt 
am Hügelhang nach dem Seineufer hinablaufen. Die Gebäude der 
Villenstadt waren fast ohne Ausnahme aus= und zum Teil nieder- 
gebrannt. Von den leichter gebauten war nur ein flacher Haufen 
Mauerziegel, Schiefersplitter, Kalkbrocken und Kohlen übrig ge- 
blieben. Von den dichtern Gassen der innern Stadt standen bei- 
nahe nur noch die äußern Wände aufrecht, und auch diese waren 
hier und da teilweise zusammengefallen und mit ihnen die Fuß- 
böden der verschiednen Stockwerke. Man sah auf deren Resten noch 
Sekretäre, Kommoden, Bücher= und Schüsselbretter, Waschtische und 
dergleichen stehen und an den tapezierten Wänden Bilder und Spiegel 
  
Oberkommandos — nach den Außerungen der beiderseitigen Beamten und Offi- 
ziere untereinander — wieder schärfer hervortreten zu lassen. Schon die Waffen- 
stillstandsbedingungen erfuhren von den Generalstabsoffizieren eine sehr herbe 
Kritik. Was aber von nun an geschah, wurde geradezu getadelt. Militärischer- 
seits beklagte man sich, daß der Reichskanzler jedem Rate und Wunsche unzu- 
gänglich sei, wenn er nicht auf einer unumgänglichen militärischen Notwendigkeit 
basiere. Auf der andern Seite wurde das cedant arma togae variiert. — Aber 
seine sdes Kaisers! Stellung war eine so feste und mächtige wie jetzt, so auch 
früher], daß die Ereignisse ihren Fortgang nahmen. — Mit welchem Geschick 
hat er — selbst das Widerspenstige dem großen Ganzen dienstbar zu machen 
gewußt!“ Schon am 4. Januar klagt Bismarck über „das erobernde Eindringen 
der Soldaten in die Zivilgeschäfte.“ Bismarckbriefe 464. Uber „gewisse Span- 
nungen“ spricht auch Roon am 28. Januar, III/, 291.
	        
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