Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

128 Achtzehntes Kapitel 2. Februar 
tausend Franzosen von der Armee Bourbakis bei Pontarlier nach 
der Schweiz übergetreten und nur achttausend nach dem Süden 
entkommen sind. 
Bald nachher werde ich noch einmal geholt, um in der hiesigen 
wie in der deutschen Presse auf ein uns soeben telegraphisch zu— 
gekommnes Zirkular Lauriers (hinter dem Gambetta steht) auf— 
merksam zu machen und die Meinung des Chefs darüber auszudrücken. 
Ich mache darauf zunächst folgenden Artikel: 
„Am 31. Januar ist in Bordeaux, nachdem der Abschluß des 
Vertrags vom 28. Januar dort bekannt geworden, ein Rundschreiben 
an die Präfekten ergangen, das mit C. Laurier unterzeichnet ist. 
Es heißt da: „Die von dem Minister des Innern und des Krieges 
aufrecht erhaltne und geübte Politik bleibt nach wie vor dieselbe: 
Krieg bis zum Außersten, Widerstand bis zu völliger Erschöpfung. 
Deshalb bieten Sie alle Ihre Thatkraft zur Erhaltung des guten 
Geistes unter der Bevölkerung auf. Der Zeitraum des Waffen- 
stilltandes muß zur Verstärkung unfrer drei Armeen mit Mann- 
schaften, Munition und Lebensmitteln ausgebeutet werden. Es gilt, 
um jeden Preis den Waffenstillstand für uns nutzbar zu machen, 
und wir sind in der Lage, es so einzurichten. Kurzum, es giebt 
bis zu den Wahlen nichts, was nicht zu unserm Vorteil gewandt 
werden könnte. Was Frankreich bedarf, das ist eine Vertretung, 
die den Krieg will und entschlossen ist, ihn auf alle Fälle zu führen. 
„So lautet das mit Laurier unterzeichnete Rundschreiben. Für 
verständige Leute spricht es sich selbst sein Urteil, wir könnten uns 
also enthalten, einen Kommentar dazu zu schreiben. Es ist indes 
von Wichtigkeit, zu bemerken, daß die deutschen Behörden dem Ver- 
trage vom 28. Januar in betreff seiner Ausführung eine sehr weit- 
herzige und milde Deutung und Handhabung gewährt haben. Sie 
haben den Vorstellungen der Pariser Regierung weit über das durch 
die Konvention vom 28. festgesetzte Maß hinaus Folge gegeben. Sie 
haben den Wahlen zu der Versammlung, die in Bordeaux selbst 
über die Frage: ob Krieg, ob Frieden entscheiden soll, volle Freiheit 
zugestanden. Trotzdem fährt zu Bordeaux die öffentliche Behörde 
  
1 Gambetta war schon seit dem 10. Oktober 1870 beides und trat erst am 
6. Februar 1871 zurück.
	        
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