Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

2. Februar Achtzehntes Kapitel 131 
an meine Pflicht zu erinnern. Ich durfte nicht weggehen, bevor 
das zu Ende ist.““1 Der Minister lobte hierauf diese Selbst- 
verleugnung. Er wiederholte dann, daß unfre Pariser unpraktische 
Leute seien, und daß wir ihnen fortwährend Ratgeber und Gehilfen 
sein sollten. Er setzte hinzu, daß sie jetzt auch Miene machten, 
Anderungen an der Konvention vom 28. Januar zu verlangen. 
Außerhalb der Stadt Paris zeige man wenig guten Willen, bei 
ihrer Verproviantierung behilflich zu sein; z. B. sage die Direktion 
der Eisenbahn Rouen-Dieppe, auf die man gerechnet hatte, es fehle 
an Betriebsmaterial, da die Lokomotiven auseinander genommen 
und nach England geschafft worden seien. Gambetta verhalte sich 
noch zweifelhaft, scheine aber an Fortsetzung des Krieges zu denken. 
Es sei notwendig, daß Frankreich bald eine ordentliche Regierung 
bekomme. „Wenn sie nicht bald eine zustande bringen — fuhr er 
fort —, so werden wir ihnen einen Souverän geben. Es ist schon 
alles bereit dazu. Amadeo kam mit einer Reisetasche in der Hand 
als König von Spanien in Madrid an, und es scheint zu gehen. 
Der Unfrige kommt gleich mit Gefolge, Ministern, Köchen, Kammer- 
herren und mit einer Armee.“ 
Das Gespräch lenkte sich hiervon auf das Vermögen Napoleons, 
das sehr verschieden, bald als groß, bald als unbedeutend angegeben 
werde, und Russell wollte bezweifeln, daß er viel habe. Er meinte, 
die Kaiserin wenigstens könne nicht viel haben, da sie nicht mehr 
als sechstausend Pfund in der englischen Bank deponiert habe. 
Man erwähnte dann, daß Graf Maltzahn schon nach Paris 
hinein sei, und der Chef äußerte, als man hinzusetzte, er sei noch 
nicht wieder gesehen worden: „Wenn dem dicken Herrn nur nichts 
zugestoßen ist." 
Er erzählte danach, daß er heute auf dem Wege nach Saint 
Cloud vielen Leuten mit Hausrat und Betten begegnet sei; wahr- 
scheinlich seien es Bewohner der Dörfer hier in der Nachbarschaft 
gewesen, die jedoch nicht aus Paris gekommen sein könnten. „Die 
Frauen sahen ganz freundlich aus — bemerkte er dazu —, die 
Männer aber nahmen sofort, nachdem sie der Uniformen ansichtig 
geworden waren, eine finstre Miene und eine heroische Haltung 
  
1 Dasselbe berichtet Abeken 497. 
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