Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

144 Achtzehntes Kapitel 4. Februar 
gekommen sei, um ihn zu bitten, die Massen von Landleuten aus 
Paris herauszulassen, die sich im September in die Stadt geflüchtet 
hätten. Es wären meist Leute aus der Banlieue, und es müßten 
gegen dreimalhunderttausend sein. „Ich schlug es ihm ab — fuhr 
er fort —, indem ich ihm erwiderte: Unsre Soldaten haben ihre 
Häuser inne, und wenn die Besitzer nun herauskommen und sehen, 
wie ihr Eigentum mitgenommen und verwüstet ist, so werden sie 
wütend werden, was ich ihnen gar nicht verdenken kann, und es 
unsern Leuten zur Last legen, und das könnte dann bedenkliche 
Schlägereien zur Folge haben und vielleicht noch Schlimmeres.“ 
Er kam dann wieder auf seinen Ausflug nach Saint Cloud 
und Suresnes zurück und erzählte unter anderm: „Wie ich mir 
die Brandstätte des Schlosses besah und mich in Gedanken erging 
über den Zustand des Zimmers, wo ich mit dem Kaiser gespeist 
hatte, da war ein wohlgekleideter Herr dort, der sich von einem 
Blusenmanne herumführen ließ — vielleicht aus Paris heraus— 
gekommen. Ich konnte deutlich verstehen, was sie redeten; denn sie 
sprachen laut, und ich habe ein gutes Gehör. C'est l'œuvre de 
Bismarck, sagte der in der Bluse. Der andre aber erwiderte bloß: 
C'est la guerre. Wenn die gewußt hätten, daß ichs gehört hatte.“ 
Graf Bismarck-Bohlen berichtete dann, daß die Landwehr 
irgendwo hier herum einem Franzosen, der sich widersetzt und mit 
dem Federmesser nach einem Offizier gestochen habe, fünfundsiebzig 
Hiebe mit der flachen Klinge aufgezählt habe. 
„Fünfundsiebzig — sagte der Chef —, hm, das ist doch 
etwas zu viel.“ 
Jemand erzählte Ahnliches aus der Gegend von Meaux, wo 
die Soldaten, als Graf Herbert neulich da vorbeigekommen sei, 
einen Müller, der auf den Grafen Bismarck geschimpft und den 
Wunsch geäußert hätte, ihn zwischen zwei Mühlsteinen zu haben, 
hingelegt und so fürchterlich zerprügelt hätten, daß er sich ein paar 
Stunden lang nicht hätte rühren können. 
Man erwähnte dann die Wahlprogramme, mit denen die Kan- 
didaten für die Nationalversammlung sich an den Eckhen den lieben 
Mitbürgern empfehlen. Es wurde einiges daraus angeführt und 
im allgemeinen bemerkt, daß sie noch sehr auf dem hohen Pferde 
säßen und in Bordeaux großartige Dinge zu leisten versprächen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.