Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

4. Februar Achtzehntes Kapitel 147 
widerrufen werden wird. Ich verlange zu dem Zwecke nur die 
Möglichkeit, mir den amtlichen Beweis für die Existenz dieses 
Dekrets zu verschaffen, was durch ein Telegramm geschehen kann, 
das noch heute abgehen soll. Es giebt also zwischen uns keine 
Meinungsverschiedenheit, und wir müssen der eine wie der andre 
zur festen Ausführung der von uns unterzeichneten Konvention zu- 
sammenwirken.“ 
Um neun Uhr zum Chef gerufen, der einen Artikel über das 
Thema will, daß der Einzug unfrer Truppen jetzt unpraktisch, aber 
späterhin möglich sei. Es war eine Beurteilung des Waffenstill- 
standes in der Nationalzeitung, die dazu aufforderte. Es hieß da 
zu Anfang: „Wie ein Krieg jederzeit an Überraschungen reich und 
unergründlich ist, so sehen wir auch den Fall von Paris, dieses 
große Ereignis, bei seinem endlichen Eintreten von unvermuteten 
Umständen begleitet. Nicht nur in Deutschland hatten die meisten 
angenommen, daß eines Tages unfre Heere mit Glanz ihren Einzug 
halten würden durch die geöffneten Thore der feindlichen Haupt- 
stadt; auch diese tapfern Heere selbst hatten auf diese verdiente und 
kriegsmäßige Genugthuung gerechnet. Sie begnügen sich jetzt statt 
dessen mit der Besetzung der Außenwerke und blicken von da hinunter 
auf die bezwungne Stadt, in der alle Soldaten der Linie und der 
Mobilgarde bis auf zwölftausend Mann die Waffen strecken und 
als Gefangne bleiben.“ — „Diese Übereinkunft von Versailles scheint 
dußerlich nicht nur weniger glänzend, es scheint auch unsre Errungen- 
schaft weniger vollständig zu sein, als wenn wir sofort mit dem 
Einzuge in die Stadt Verfügung über alle ihre Kriegsmittel erlangt 
hätten.“ — Weiterhin wurde behauptet: „Im November dachte 
Favre an Krieg, im Januar an Frieden.“ Dagegen nach Anweisung 
des Chefs gesagt: „Einzug mit Glanz — es würde ein Einzug 
über Barrikaden gewesen sein. Der Wunsch danach verkennt die 
Lage der Dinge vollständig, er weiß nichts von dem, was unter 
den obwaltenden Umständen möglich, ja wahrscheinlich ist. Die 
französische Regierung würde vermutlich auf eine Besetzung von Paris 
durch unfre Truppen eingegangen sein, wenn wir darauf gedrungen 
hätten; ein sehr großer Teil der Bevölkerung aber würde sich uns 
in ihrer gegenwärtigen Erhitzung mit den Waffen entgegengestellt 
haben, und so hätte uns der Einzug wieder Blut gekostet, während 
10“
	        
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