Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

162 eunzehntes Kapitel 11. Februar 
aus schwerem Geschütz, als ob das Bombardement wieder losbräche. 
Es sind aber wohl nur Zersprengungen von Festungskanonen, die 
uns mit den Forts überliefert worden und der Mühe des Mit- 
nehmens nach Deutschland nicht wert sind. 
Bei Tische waren von Fremden Graf Henckel und Bleichröder 
zugegen. Man erzählte, daß Scheidtmann bei den Verhandlungen 
mit den Geldfranzosen sich verschiedner, mehr kräftiger als schmeichel- 
hafter Ausdrücke wie Schweinehunde, Gesindel über diese bedient 
hätte, indem er nicht gewußt habe, daß einige von den Herren 
Deutsch verstünden. 
Der Chef gedachte der Frechheit der Pariser Blätter, die sich 
gebärdeten, als ob die Stadt nicht in unsrer Gewalt wäre, und be- 
merkte dann: „Wenn das so fort geht, sollte man ihnen erklären, 
das würde nicht mehr gelitten, es müßte aufhören, sonst schickten 
wir ihnen aus den Forts ein paar Bomben als Antwort auf ihre 
Artikel hinein."“ 
Er bemerkte ferner, als Henckel von der schlechten Stimmung 
im Elsaß sprach, dort hätte man die Wahlen eigentlich gar nicht 
zulassen sollen, und er hätte das auch nicht gewollt. Aber durch 
Versehen wäre die Instruktion an die dortige deutsche Oberbehörde 
abgefaßt worden wie für die andern. 
Man erwähnte darauf die beklagenswerte Lage, in der sich 
der Fürst von Rumänien befindet, und von den rumänischen Ra- 
dikalen kam man auf die rumänischen Börsenpapiere, wobei Bleich- 
röder sagte, das Spekulieren der Finanziers in Papieren sei immer 
Spekulation auf die Unkenntnis der Masse und auf ihre blinde Lust, 
Geld zu verdienen. 
Henckel bestätigte das und sagte: „Ich habe viel Rumänier 
gehabt, aber nachdem ich etwa acht Prozent am Kurs verdient 
hatte, machte ich, daß ich sie los wurde, da ich wußte, daß sie 
fünfzehn Prozent nicht einbringen konnten, und daß dies allein sie 
lebensfähig erhalten konnte. 
Der Chef erzählte, daß die Franzosen bei der Verproviantierung 
von Paris allerlei Unterschleife trieben. Sie hätten unfre Beisteuer 
dazu nicht aus Stolz, sondern einfach deshalb nicht angenommen, 
weil an ihr nichts zu verdienen gewesen sei. Das reiche bis in die 
Kreise der Regierung hinein, wie denn Magnin an Schafkäufen in
	        
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