12. Februar Neunzehntes Kapitel 165
ständige Vernichtung einer neuen Armee von etwa hunderttausend
Mann für den Fall, daß die Nationalversammlung den Krieg fort-
setzen wollte.
„Dies ist eine Darstellung, die entschieden zurückgewiesen und
als das bezeichnet werden muß, was sie ist, als unredliche Ent-
stellung. In Wirklichkeit war der Hergang einfach folgender:
„Bei den Verhandlungen über die Waffenstillstandskonvention
vom 28. Januar wurde deutscherseits verlangt, daß die Belagerung
von Belfort auch nach Abschluß der Konvention fortgesetzt werde,
falls Belfort nicht sofort mit freiem Abzug der Besatzung übergeben
würde. Dies wurde von französischer Seite abgelehnt, und es wurde
verlangt, daß, wenn die Belagerung fortgehe, auch der Armee
Bourbakis freie Bewegung gestattet bleiben müsse. Diese wurde von
deutscher Seite zugestanden, und so kam es, daß vor Belfort und
in den oben erwähnten drei Departements die Feindseligkeiten ihren
Fortgang nahmen.
„Der obige Artikel ist aber nur ein Beispiel der Massen
von Entstellungen und Erfindungen, von einfältigen Fabeln, grund-
losen Anklagen, gemeinen Schmähungen und frechen Beleidigungen,
die die französische Presse, die Pariser Blätter in erster Linie,
nach wie vor dem Waffenstillstande täglich fabriziert und auf
den Markt bringt. Es ist aber doch wohl zu viel verlangt,
wenn die Pariser das Recht haben sollen, den Sieger vor ihren
Mauern während eines Waffenstillstands, der den Frieden vor-
bereiten soll, in dieser Weise zu beleidigen und herauszufordern.
Diese Haltung der Pariser Presse, die überhaupt die wesentlichste
Schuld an dem ganzen Kriege trägt, ist eines der Haupthinder-
nisse des Friedens. Sie hindert die Franzosen, die Notwendigkeit
des Friedens einzusehen, und vermindert die Bereitwilligkeit der
Deutschen, Frieden zu schließen und ihm für die Zukunft zu
vertrauen. Bei den zu erwartenden Verhandlungen über eine
etwaige Verlängerung des Waffenstillstands wird man deutscher-
seits zu erwägen haben, daß die Besetzung der Stadt Paris das
wirksamste Mittel ist, dieser Aufwieglung gegen den Frieden ein
Ziel zu setzen.“
12. Februar, Sonntag. Napoleon hat, wie aus Kassel
telegraphisch gemeldet wird, eine Proklamation an die Franzosen