Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

166 Neunzehntes Kapitel 15. Februar 
erlassen. 1 Das betreffende Telegramm geht an den Moniteur zum 
Abdruck. Als der Minister mir sie übergab, sagte er: „Ich wollte 
Sie bitten, das in unser hiesiges Blatt zu bringen. S ist, damit 
sie verwirrt werden und nicht wissen, woran sie sind. Aber um 
Gottes willen nicht aus Wilhelmshöhe; sonst denken sie, wir unter- 
halten mit denen Verbindungen. Le bureau Wolff télögraphie.“ 
Der Chef scheint unwohl zu sein. Er kommt nicht zu Tische. 
Abeken übernimmt den Vorsitz, wie er im Büreau als VBizestaats- 
sekretär mit Selbstgefühl fungiert. Man spricht vom Einzug in 
Paris als einer Sache, die unausbleiblich sei, und der alte Herr 
will dabei im Gefolge des Kaisers mitreiten, zu welchem Zweck er 
sich von Berlin seinen Dreimaster kommen zu lassen vorhat. „Sich 
einen Helm für diese Gelegenheit anzuschaffen, das wird doch wohl 
nicht gehn,“ äußerte er. „Obwohl, wenn man bedenkt, daß Wil- 
mowski einen hat —“ 
Hatzfeldt meinte, ein griechischer Helm mit großen weißen Federn 
müsse schön aussehen. 
„Oder einer mit einem Visier, das dann beim Einzuge herab- 
gelassen werden könnte,“ sagte Bucher halblaut zu mir. 
Bohlen endlich schlug eine goldverbrämte Sammetdecke für den 
Grauschimmel des Herrn Geheimrats vor. Der aber behandelte alle 
diese Neckereien als vollkommen ernsthaft vorgebrachte und zu er- 
örternde Dinge. 
Ich wollte, ich wäre die Schlaffheit und den Schwindel los, 
die immer wiederkehren. 
15. Februar, Mittwoch. Gestern und vorgestern nicht wohl 
gewesen, aber gearbeitet. Heute desgleichen. Wieder einen Hinweis 
auf die Ungezogenheit der Pariser Presse nebst Andeutung gemacht, 
daß diese Aufwiegelei als Friedensverzögerung zu betrachten und 
am sichersten durch Besetzung von Paris zu beseitigen sei. Der 
Artikel ist für den Moniteur bestimmt, der ihm Beispiele aus den 
schimpfenden und drohenden Blättern beifügen soll, und lautet in 
seinen wesentlichen Stellen, wie folgt: 
  
1 Der Kaiser bemerkte dazu: „Das ist ja ein vollständiger Coup manque!“ 
„Vor allen Dingen will ich aber meine Minister fragen, ob ein Kriegsgefangner 
denn überhaupt das Recht hat, eine politische Proklamation zu erlassen.“ 
Schneider III, 183 f.
	        
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