Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

25. Februar Neunzehntes Kapitel 173 
gebracht und bemerkt, das andre werde nächstens folgen, und 
da habe der grobe Patron sie angefahren, ihnen gesagt, er sei 
da, um sie zu ruinieren, und wolle dies thun, und gedroht, sie 
einsperren zu lassen, um Zwang zu üben, wo doch gar keiner von 
nöten war. 
Der Minister spricht sich darüber sehr ungehalten aus. 
25. Februar, Sonnabend. Aus Bayern wieder einmal 
unerfreuliche Nachrichten. Werthern, den Bucher freilich als un- 
zuverlässig bezeichnet, schreibt, Graf Holnstein betrachte den Zu- 
stand des Königs Ludwig mit sehr großer Besorgnis. Er sei auf- 
gehetzt worden von dem „mit Jesuitismus gefütterten Wittels- 
bacher Hochmute“ des Prinzen A. Er behaupte, die Verträge 
nur gezwungen unterschrieben zu haben, trinke vor jedem Hof- 
diner und selbst vor jeder Audienz Massen des schwersten Weins 
und rede dann ohne Ansehen der Person die seltsamsten Dinge. 
Er wolle abdanken und die Krone seinem Bruder Otto überlassen, 
der sie aber nicht möge, 1 habe sich nach starkwirkenden Giften er- 
kundigt u. dgl. 
Im Laufe des Tages soll Odo Russell dagewesen, aber beim 
Chef nicht vorgekommen sein. Man spricht davon, daß England 
sich in die Friedensverhandlungen einmischen wolle.) Abends heißt 
es, daß die Kriegskostenentschädigung, die uns die Franzosen zahlen 
sollten, von sechs= auf fünftausend Millionen Franken ermäßigt 
worden ist, und daß der Präliminarfriede wahrscheinlich morgen 
unterzeichnet werden wird, wo ihm dann nur noch die Gutheißung 
der Nationalversammlung in Bordeaux fehlt. Metz ist darin ab- 
getreten, nächsten Mittwoch ziehen unfre Soldaten in Paris ein, 
um in der Zahl von 30000 Mann den Teil der innern Stadt, 
der zwischen der Seine, der Straße des Faubourg Saint Honoré 
und der Avenue des Ternes liegt, zu besetzen, bis die National- 
versammlung ihre Einwilligung in die Friedenspräliminarien erklärt 
  
1 Dies bestätigt L. von Kobell, Deutsche Revue 1899, Januarheft 
S. 25. 26. Später behandelte der König die Sache als einen Scherz. Die 
dort erzählte Sache spielte im November. 
*) Der Kanzler sagte mir später, am 4. März, ja, aber nur in betreff des 
Geldpunktes hätten sies versucht und zu spät.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.