Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

174 Neunzehntes Kapitel 1. März 
hat. Diese wird ohne Zweifel rasch erfolgen, und so können wir 
noch in der ersten Woche des März die Heimreise antreten. 
1. März, Mittwoch. Früh nach der Schiffbrücke bei Suresnes 
hinaus und hinüber nach der Rasenebene von Longchamps am Bois 
de Boulogne und vom Dache der halbzerstörten Tribüne der Renn- 
bahn der Heerschau zugesehen, die der Kaiser über die nach Paris 
hineinziehenden Truppen abhielt. Es befanden sich darunter auch 
bayrische Regimenter. Morgen soll, wie es heißt, die Garde nach- 
rücken. 
Beim Diner, an dem die württembergischen Minister von Wächter 
(mit weißem Schnauzbart, der früher in Paris Gesandtschaftsdienste 
gethan und dabei nach Kräften gegen Preußen gewirkt hat) und 
Mittnacht teilnahmen, erzählte der Chef, daß er mit nach Paris 
hineingeritten und dabei vom Volke erkannt worden sei. Indes ist 
keine Demonstration gegen ihn vorgekommen. Ein Mensch, der ihm ein 
besonders finstres Gesicht geschnitten habe, und auf den er infolge- 
dessen zugeritten sei, um sich von ihm Feuer geben zu lassen, habe 
bereitwillig seinem Wunsche entsprochen. 
Mittnacht erzählte eine andre Geschichte von einem hohen 
Herrn. „Ich weiß nicht, ob es Ihnen schon bekannt ist — sagte 
er —, wie er gegen einen, der ihm vorgestellt worden ist, bemerkt 
hat: ? Ah, freut mich sehr, ich habe so ungemein viel Rühmliches 
von Ihnen gehört — was wars nur gleich?"“ 
Allgemeines Gelächter, nur Abeken scheint solche frivole Reden 
  
1 Uber die Tischgespräche und Verhandlungen am 26., 27. und 28. Februar, 
über die hier Busch nichts erzählt, berichten vor allem Jolly 209 ff., v. Nostitz- 
Wallwitz, seit 10. Januar kaiserlicher Zivilkommissar in Versailles, Poschinger, 
Bismarck und der Bundesrat II, 141, W. Cahn nach Mitteilungen des Grafen 
Bray, Pariser Gedenkblätter II, 271 f., vgl. auch Poschinger, Tischgespräche II, 
61 ff. Auch Abeken berichtet ziemlich genau über diese namentlich für B. höchst 
anstrengenden Tage 507 ff. Der Präliminarfriede wurde am 20. Februar nach- 
mittags halb fünf Uhr unterzeichnet. Schneider III, 195. Roon III7, 299. 
2 Uber diese erste Kaiserparade (von Teilen des VI., XI. und I. bay- 
rischen Armeekorps) s. Abeken 518 f., Jolly 217f., Schneider III, 196 f. 
Die Parade wurde vom Kronprinzen kommandiert. K. Friedrichs Tagebuch vom 
28. Februar. 
3 Eine andre Begegnung erzählte Bismarck 1871 in Gastein, Tisch- 
gespräche II, 65.
	        
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