Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

Zwanzigstes Kapitel 197 
(siehe weiter unten das Tagebuch), entledigte er sich mit Gewandt- 
heit und Glück. So unentbehrlich war er dem Minister, daß er 
ihn mehrere Sommer in seine Ferien nach Varzin mitnahm. 
Während des französischen Kriegs war er von Ende September 
bis zum Abschluß der Friedenspräliminarien im Großen Haupt— 
quartier an der Seite des Kanzlers thätig, 1871 beim Abschluß 
des definitiven Friedens in Frankfurt. Im Jahre 1878 fungierte 
er beim Berliner Kongreß als Protokollführer. Eine große Anzahl 
der wichtigsten Depeschen und Denkschriften, auch eine Broschüre 
über den Cobdenklub, zu der er in England Studien gemacht hatte, 
gingen aus seiner Feder hervor. Sehr selten änderte der Kanzler 
seine Arbeiten. Bucher hatte ihn eben von Anfang im großen und 
ganzen begriffen und sich in seine Auffassung bei einzelnen Zwecken 
hineingelebt. Auch kam ihm zu statten, daß er mündliche Aufträge 
stenographisch zu fixieren verstand. 
Wie sich Bucher im amtlichen Leben hoher Wertschätzung und 
vollen Vertrauens erfreute — ich meine beim Chef, dem andre 
dann allmählich gern oder ungern folgten —, so fehlte es in 
spätern Jahren hier auch nicht an Bitterkeiten und Zurücksetzungen, 
namentlich unter den Staatssekretären von Bülow und Hatzeldt, 
doch keineswegs allein unter diesen Herren. Er erbat zuletzt seine 
Verabschiedung, nicht bloß wegen Alters und Kränklichkeit, womit 
er die Bitte motivierte. Sie wurde ihm gewährt. Als Exzellenz 
ins Privatleben zurückzutreten, wie der Fürst ihm anbot, schlug er 
aus: er hätte sich dann „nicht selbst mehr abgerissene Hosenknöpfe 
annähen und mit der Botanisiertrommel in der Jungfernheide 
herumlaufen können.“ Unter den Treuen der Treuste lebte Bucher 
nach dem verhängnisvollen 18. März 1890 wiederholt längere Zeit 
beim Fürsten und half ihm bei der Abfassung seiner Denkwürdigs 
keiten, dde, so lange er daran mitwirkte, wesentlich an Zuverlässig-- 
keit gewannen. 
Hinzugefügt mag werden, daß Bucher unverheiratet geblieben 
ist, und daß er im Vergleiche mit seiner Stellung in den letzten 
Jahren wenig Umgang gehabt hat. Unter den Diplomaten gehörten 
Schlözer, Limburg-Stirum und Kusserow zu seinen Freunden, 
unter der hohen Finanz und Industrie Hansemann und Werner 
Siemens. Mit Viktor Hehn und mir verband ihn gleiche Ver-
	        
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