Zwanzigstes Kapitel 209
migen, länglich runden Saal, der sich beinahe über die ganze Tiefe
des Gebäudes erstreckt, und wie wir hören, einst der Ballsaal des
Gesandten Alopäus war, während er jetzt als Speisezimmer für
große Diners und zur Aufstellung des Buffets bei den bekannten
parlamentarischen Abendunterhaltungen dient.“) Die dunkelgelb ge—
malten Wände haben unten einen kniehohen, grau und schwarz
marmorierten Streifen. Den Fußboden bildet gekreuztes Parkett.
Die gewölbte Decke zeigt seltsame Kastenverzierungen, die zum Teil
mit Bildchen grau in grau und weiter hinauf mit zwölf kleinen
buntfarbigen tanzenden oder schwebenden Frauengestalten geschmückt
sind — eine Erinnerung an die ehemalige Bestimmung dieses Raumes.
Ganz oben in der Decke giebt ein ovales, mit Draht übergittertes
Fenster, von dem ein altmodischer Kronleuchter mit Messingreifen
und Glastropfen herabhängt, dem sonst fensterlosen Saale am Tage
sein Licht. Für abendliche Zusammenkünfte sind an den Wänden
acht siebenarmige andre Leuchter von Bronze angebracht. An zwei
Seiten des Halbrandes befinden sich Spiegel von Rundbogenform,
die aus vielen kleinen Scheiben zusammengesetzt sind. Das Zimmer
hat vier weiße Flügelthüren, die unter ihren Simsen Adler mit
ausgebreiteten Schwingen zeigen. Ein weißer Berliner Ofen und
eine Anzahl von Stühlen vervollständigen die Ausstattung.
Aus diesem Saal treten wir in einen etwas kleinern, dessen
vier Fenster auf die Wilhelmstraße hinausgehen.
Die graue chinesische Tapete zeigt rostfarbne und grüne Vögel,
Blumen, Bäume und Lauben, sowie Männer und Frauen des
Reichs der Mitte. Das graue Parkett hat in seinen Vierecken je
vier kleine Sterne. Von der weißen Decke, die von den Tapeten
durch Goldleisten geschieden ist, hängen drei Kronleuchter von ähn-
licher Beschaffenheit wie der soeben beschriebne herab, zu denen sich
unten an der Zimmerseite gegenüber den Fenstern noch vier sieben-
armige Wandleuchter gesellen. Die weiß gestrichnen Fenster haben
weiße Marmorgesimse und doppelte Vorhänge, von denen die innern
von rotem, auf der Außenseite weiß gefüttertem Seidenzeuge, die
äußern von großblumigem, spitzenartigem weißen Stoffe sind.
*.) Im Spätherbst 1878 fand ich in ihm die Bibliothek des Auswärtigen
Amtes aufgestellt.
Busch, Tagebuchblätter II 14