Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

Zwanzigstes Kapitel 217 
durch die zuletzt erwähnte Tapetenthür in das Schlafgemach des 
Fürsten. Es ist weiß tapeziert und hat nur ein Fenster, an dem 
eine weiße und dahinter eine zweite Gardine hängt, die von starkem 
Wollenstoff ist und rote und schwarze Arabesken zeigt. Neben der 
Thür steht eine kleine Mahagonikommode. Das Bett umgiebt 
eine rot bekleidete spanische Wand. Daneben liegen auf einer 
Etagere Tuchpantoffeln und ein Paar mächtige Holzschuhe, die über 
der Spanne mit den Reichsfarben geschmückt sind — die Liebes- 
gabe eines kunstfertigen und patriotischen Pantinenmachers mit 
naivem Gemüte. Ein grün überzognes Sofa an der Wand 
dem Bett gegenüber, dabei ein Tisch mit einigen Polsterlehnsesseln, 
über dem Sofa ein alter Holzschnitt, zwei Ritter mit Pferden 
und Hunden darstellend, ein weißer Kachelofen und zwei Tapeten- 
thüren, von denen die eine auf die Hintertreppe, die andre in ein 
Ankleidezimmer führt, vollenden die Ausstattung des Gemaches. 
Indem wir uns von hier in das Arbeitskabinett des Reichs- 
kanzlers zurückbegeben, um von da aus den hintern Räumen 
seiner Wohnung einen kurzen Besuch abzustatten, erinnern wir uns 
noch, daß 1873 hier auf einem Stuhle neben dem Ofen eine große 
Photographie des Präsidenten Grant lehnte, die ein hübsch ge- 
schnitzter Eichenholzrahmen umgab — wohl ein Zeichen der Zu- 
neigung, die die tüchtigen Eigenschaften der Amerikaner, ihr Rea- 
lismus, der gleichwohl der Ideale nicht ermangelt und den Opfer- 
mut für solche nicht ausschließt, ihre jugendlich kühne und doch 
zugleich weitschauende Konzeption bei öffentlichen und privaten 
Unternehmungen und ihr dreistes und beharrliches Draufgehen auf 
Schwierigkeiten dem Fürsten einflößten, und die er mir gegenüber 
wiederholt äußerte. 
Von den hintern Zimmern, deren Fenster auf den Hof mit 
seinen Nußbäumen und den Garten hinaussehen, betrachten wir 
nur die im Hauptgebäude, und auch die nur flüchtig. Von den 
übrigen, die im Flügel an der rechten Seite des Hofes liegen, sei 
bloß bemerkt, daß sie die Eigenschaft der Knappheit und Enge mit 
denen der Büreaus im Erdgeschoß gemein haben sollen. 
Zuerst gelangen wir auf diesem Wege in eine schmale Stube 
der Fürstin, wo ein gutes Bild Bismarcks aus seiner Frankfurter 
Zeit hängt, dann in ein größeres Gemach, hinter dem Billardsalon,
	        
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