Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

Zwanzigstes Kapitel 219 
denen sich ein Bild Friedrichs des Großen und ein Porträt Friedrich 
Wilhelms III. befinden. Noch sei erwähnt, daß die Namen der 
zuletzt geschilderten Räume eine nicht ganz unwichtige Rolle in der 
Tagesordnung und der Geschäftssprache der Welt unten im Hause 
spielen. 
Gegen zehn Uhr morgens, bisweilen später, selten früher, wird 
von einem der Kanzleidiener ins Zentralbüreau gerufen: „Der Fürst 
ist im Frühstückszimmer!“ — die Reveille und das erste Signal 
zur Aktion für die kleine Armee der Mitarbeiter des Kanzlers, der 
jetzt von den expedierenden Sekretären allerlei Eingänge erhält, die 
mit der Post oder auf andern Wegen für ihn eingetroffen sind. 
Eine Weile nachher erfolgt das zweite Signal mit dem Rufe: 
„Der Fürst ist im Arbeitszimmer!“ — das Zeichen, daß die Räte, 
die Vortrag haben, sich bei ihrem Chef melden lassen können, und 
daß die andern sich bereit halten sollen, zu ihm gerufen zu werden. 
Zuletzt, in bewegter Zeit manchmal erst spät in der Nacht, in 
der Regel gegen zehn Uhr abends, erschallt für die, die der Dienst 
noch an das Arbeitspult fesselt — Lothar Bucher, der Getreue, 
immer Bereite, gehört, wenn der Kanzler in Berlin ist, stets zu 
den letzten —, die Retraite. „Der Fürst ist im Theezimmer!“ 
Damit ist die Arbeit oder die Verpflichtung, für sie gerüstet in dem 
Sattel zu sein, für diesen Tag zu Ende. Die Arbeiter setzen die 
Hüte auf und gehen, die Läden der Fenster werden geschlossen, und 
der Kanzleidiener löscht die Lichter aus. 
 
	        
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