Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

252 Einundzwanzigstes Kapitel 24. Mai 1871 
Schweinitz gerichtet und ihn später veranlaßt, sich auch gegen den 
Grafen Andrassy, der (vielleicht vom Chef privatim darum ersucht) 
selbst schon denselben Gegenstand vertraulich angeregt hatte, in der— 
selben Weise wie gegen den Grafen Beust auszusprechen. Sodann 
hat er Abschrift des Erlasses den kaiserlichen Missionen in Brüssel, 
Florenz, Dresden und London zugehen lassen und je mit einigen 
nähern Ausführungen, die den individuellen Verhältnissen des be— 
treffenden Landes entnommen waren, begleitet. In Brüssel habe 
er hervorheben lassen, daß Belgien nach seinen geographischen, 
sprachlichen und industriellen Verhältnissen am meisten der Gefahr 
ausgesetzt ist, in Mitleidenschaft gezogen zu werden, im Jahre 1868 
bei Gelegenheit des internationalen Arbeiterkongresses in Brüssel 
die erste Proklamation des Kommunismus erlebt hat und nach 
Außerungen von Führern der Pariser Kommune zum nächsten 
Schauplatz ihrer praktischen Thätigkeit ausersehen ist; in Florenz, 
daß die geheimen Gesellschaften, die Italien in Unruhe erhalten, 
wenn sie auch nicht dasselbe Endziel verfolgen wie die Kommunisten, 
doch mit ihnen über die nächste Aufgabe, den Sturz der bestehenden 
Regierung und Staatsform, einig und für sie, wie das Er- 
scheinen der Garibaldianer in Paris erkennen läßt, verbunden sind; 
in Dresden, daß die sächsischen Fabrikdistrikte das stärkste Kontin- 
gent von Sozialisten zum Reichstage liefern, in London endlich, 
daß dort der Kommunistenbund, der in den fünfziger Jahren in 
Deutschland und Frankreich zu Kriminalprozessen Anlaß gab, und 
die aus ihm hervorgegangne internationale Arbeiterverbindung ge- 
stiftet sind und ihre Zentralbehörde haben. — Der Graf Waldersee 
(ietzt interimistischer Vertreter Deutschlands in Versailles) ist an- 
gewiesen, Herrn Jules Favre mit Bezug auf dessen Zirkular vom 
6. d. M. unfre Bereitwilligkeit zu einem Zusammenwirken zu 
erkennen zu geben. Allen diesen Mitteilungen habe ich den an- 
liegenden Artikel der Times beigefügt, der aus offiziellen Quellen 
geschöpft zu sein scheint. 
Beust hat um die Mitte des Juni verlangt, daß man „durch 
eine Note“ um Mitteilung der über die sozialistische Organisation 
gemachten Erfahrungen ersuchen möchte. Der Chef glaubt, daß er 
damit „Blaubuchsgeschichten im Auge hat, die die Erreichung des 
eigentlichen Zweckes beeinträchtigen würden, da hierdurch die So-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.