3. Januar Sechzehntes Kapitel 13
Dienstag, den 3. Januar. Der Gedanke, den der Chef
schon mehrmals aussprach, daß die weite Ausbreitung der deutschen
Heere nach Norden und Südwesten hin gefährlich, und daß eine
gewisse Konzentration geboten sei, hat, wie ich sehe, auch ander—
wärts seine Vertreter. Zunächst hat die Wiener Presse aus der
Feder eines Fachmannes eine Auseinandersetzung gebracht, die eine
Zusammendrängung unsrer in Frankreich befindlichen Truppenmassen
für notwendig erklärt, wenn Zersplitterung vermieden und die damit
verbundne Schwächung unsrer Offensivkraft verhindert werden soll.
Der Verfasser denkt an eine Konzentration unsrer Truppen in einem
Umkreise von fünfzehn bis zwanzig Meilen um Paris. Hier sollen
die zum Entsatze der Stadt vom Westen und Norden heranrückenden
französischen Armeen mit der ganzen Gewalt der deutschen Heeres—
massen niedergeschmettert und zerstreut werden. Selbst die riesen—
haften, bisher ohne Aufhören aus Deutschland hervorgegangnen
Kräfte reichten, so fährt unser Sachverständiger fort, keineswegs hin,
um alle kriegerischen Aufgaben, die man deutscherseits in die Hand
genommen habe, zugleich zu lösen. Der Wunsch aber, sie allesamt
rasch zu Ende zu bringen, muß zu einer mit Gefahren aller Art
verbundnen Verzettelung der Heereskörper führen, ein Übelstand, der
dadurch noch bedenklicher wird, daß die weiten Märsche in harter
Winterszeit die Mannschaften schwächen und aufreiben. Der Aufsatz
warnt daher vor weitaussehenden militärischen Unternehmungen wie
Märschen nach Havre und Lyon und empfiehlt die Errichtung von
verschanzten Lagern in gehöriger Entfernung von Paris sowie die
Zerstörung der Eisenbahnen außerhalb des Gürtels dieser Lager,
sodaß die noch nicht von uns okkupierten Teile Frankreichs an
der Peripherie nur durch Schiffahrt mit einander zu verkehren im—
stande sein würden.
Dieses Verzichten auf weiteres Vordringen und diese Zusammen—
fassung der deutschen Streitkräfte wird jetzt auch von der National—
zeitung in einem Artikel empfohlen, der noch mehr wie der obige
mit den Ideen des Chefs zusammentrifft. Es heißt da (Nr. vom
31. Dezember) u. a.: „Die Räumung von Dijon und die Nicht—
besetzung von Tours, bis an dessen Thore bekanntlich eine Abteilung
des zehnten Armeekorps vorgedrungen war, geben vielleicht einen
Fingerzeig über die Absichten, die von deutscher Seite überhaupt