Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

23. Juni 1871 Einundzwanzigstes Kapitel 267 
es geschrieben habe, angegeben hatte. „Täglich begegnen wir Be— 
richten, nach denen die Deutschen in Frankreich, namentlich in Paris, 
übler Behandlung und arger Beeinträchtigung ihrer Rechte aus— 
gesetzt sind. Bankiers entlassen deutsche Komtoirbeamte, denen sie 
langjährige treue Dienste danken, Fabrikanten erklären, in Zukunft 
keine deutschen Arbeiter mehr beschäftigen zu wollen, Akademien und 
Institute sogar, die Sammelstätten und Gipfel französischer Ge— 
lehrtheit sund wie man gern glauben möchte, französischer Weisheits 
demonstrieren in deutschfeindlichem Sinne, indem sie künftig keine 
Korrespondenten unter den deutschen Bürgern der allgemeinen 
Gelehrtenrepublik haben wollen. Alle diese mehr oder minder klein— 
lichen Kundgebungen der Verbitterung mögen einfach mit Bedauern, 
als Symptome einer Stimmung verzeichnet werden, die eine Zu— 
kunft im Schoße trägt, gegen die wir uns zu sichern haben. Aber 
die Franzosen, vor allen die Pariser, sind weiter gegangen in dem 
kleinen Kriege, mit dem sie den nun beendigten großen fortsetzten. 
Sie haben sich gegen die Deutschen, die zur Ordnung ihrer An— 
gelegenheiten oder zur Wiedereröffnung ihrer Geschäfte zurückgekehrt 
waren lvon einer zügellosen Presse aufgestachelt), Handlungen er— 
laubt, die von zivilisierten Nationen selbst im Kriege für ungebühr— 
lich angesehen werden. Sie haben Deutsche an der Eröffnung ihrer 
Läden verhindert und das Etablissement eines Deutschen verwüstet, 
sie haben andern Deutschen den Besuch der Börse verwehrt, sie 
haben harmlose Angehörige Deutschlands, lediglich, weil sie Deutsche 
waren, in Haft genommen. Das geht nicht die Zukunft an, sondern 
die unmittelbare Gegenwart, und erheischt sofortige Abhilfe. Wir 
haben Frieden geschlossen, und wir wollen den Frieden aufrichtig 
und ehrlich halten, aber selbstverständlich in der Voraussetzung, 
daß auch das französische Volk diesen [von seiner Regierung ge— 
suchten und erlangten] Frieden hält. Wir werden uns, wenn man 
dem geschilderten Unfuge nicht lbald und gründlich!] steuert, wenn 
die französische Regierung friedliche und kein Gesetz übertretende 
Deutsche nicht schützt sim Interesse der Angehörigen und in Hinblick 
auf die Ehre Deutschlands!, über die Frage der Repressalien schlüssig 
machen sund wir werden uns nicht wundern, wenn man dann für 
jeden widerrechtlich verhafteten Deutschen, der nicht auf ergangne 
Reklamation ohne Verzug entlassen wird, in dem von uns einst-
	        
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