Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

318 Zweiundzwanzigstes Kapitel 18. Februar 1872 
ungeschlachteste Predigerin des Deutschenhasses in der ganzen 
schwedischen Presse ist, drei Artikel, die sich »Ein Wort nachher«, 
einige Betrachtungen von C. nannten, und welche in eine nach— 
trägliche Verteidigung jenes Projekts Ausfälle auf Preußen ver— 
flochten, von denen wir, wenn die naturgemäße allgemeine Ver— 
mutung, sie seien Produkt der königlichen Feder, richtig war, 
schließen mußten, König Karl habe das Scheitern jenes seines 
Lieblingsplanes namentlich deshalb zu beklagen, weil ihm damit 
die Gelegenheit entzogen worden, sich zu einem zukünftigen Angriff 
auf Deutschland zu rüsten. Die Artikel versuchten zwar, die offen— 
siven Absichten, die sich hinter dem Projekte verbargen, zu leugnen. 
Aber die Partei im Reichstage und in der Presse, die die Reor— 
ganisation hauptsächlich wegen der Vermutung solcher Absichten ab— 
gelehnt hatte, war ohne Zweifel besser unterrichtet, als daß sie sich 
hierdurch belehrt gefunden hätte, sie habe sich geirrt. 
„Um vom Inhalt und Ton jener militärschriftstellerischen 
Leistung, soweit sie uns Deutsche angeht, eine Vorstellung zu geben, 
lassen wir einige jener Ausfälle in lbersetzung folgen. C. sagt u. a.: 
Wie wir in betreff unfrer vaterländischen Geschichte und Stellung 
jede Tendenzlüge, sei sie auch noch so schön ausgeschmückt, miß- 
billigen, wenn sie darauf abzielt, Ubermut oder stumpfes Sicher- 
heitsgefühl statt edler Vaterlandsliebe und regen Unabhängigkeits- 
sinnes zu erzeugen, so mißbilligen wir auch, und zwar in nicht 
geringerm Maße, die Feigheit, die vor jeder Gefahr zurückbebt, 
und den Mangel an Unternehmungsgeist und Ausdauer, der die 
ihm gegenüberstehenden Hindernisse nicht bekämpfen, sowie die 
Selbstsucht, die sich keine Opfer auferlegen will.“ 
„Weiter ist von Kerxes, der die Wogen des Hellesponts aus- 
peitscht, sowie von Napoleon die Rede, für den es ein St. Helena 
mit seinen peinvollen Vergleichungen, und für dessen Land es das 
Jahr 1870 zu 1871 mit seinem schrecklichen Erwachen gegeben. 
Dann fährt C. fort: 
„So werden auch dereinst Preußens Eroberungspolitik und 
blutiger Ehrgeiz seinen Fall vorbereiten und sich selbst bestrafen, 
sobald die Völker begreifen lernen, daß die Sprache denn doch die 
Nationalität noch nicht ist, und daß auch die Last des Joches eines 
Sprachverwandten schwer werden kann. In diesem Augenblick aber
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.