Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

7. März 1872 Zweiundzwanzigstes Kapitel 333 
„Der hier unter dem bescheidnen Titel »Verein zur gegen— 
seitigen Hilfe« gegründete Studentenverein steht in lebhaftem brief— 
lichen Verkehr mit den polnischen Studentenverbindungen in Breslau, 
Berlin, Wien, Lemberg, Warschau, Kiew und St. Petersburg. Das 
Projekt einer solidarischen Verbindung der studentischen Jugend 
Gesamtpolens ist Gegenstand dieser Korrespondenzen.“ 
In der Wochenschrift Im neuen Reich Nr. 10 ist folgende 
„Antwort für die Kreuzzeitung“ zu lesen: 
„Leipzig, 27. Februar 1872. Die Kreuzzeitung polemisiert in ihrer 
gestrigen Nummer gegen den Artikel in Nr. 8 dieses Blattes: »Die 
große Krisis in Preußen.« Der Verfasser desselben entgegnete darauf 
folgendes: Wir haben durchaus keinen Grund, zu leugnen, daß, 
wie die Kreuzzeitung rühmt, das Palais Radziwill jedermann 
ohne Unterschied der politischen Überzeugung, der gesellschaftlichen 
Stellung, Religion oder Nationalität offen gestanden habe. Es ist 
wohl auch dem Herrn geöffnet worden, der in der Kreuzzeitung auf 
Grund authentischer Erkundigungen ausdrücklich erklären wollte, daß 
die Ausführungen unsers Blattes für jeden nur einigermaßen orien— 
tierten Leser den Stempel der Unwahrheit an der Stirn tragen und 
gänzlich aus der Luft gegriffen sind. Wohl, jenes Palais ist ein 
gastfreies Haus, durchaus würdig eines polnischen Grandseigneurs, 
der in Berlin Hof hält; in dem vornehmen Hotel mag jedermann, 
der Zutritt suchte, sich wohl befunden haben, wohl auch der Schreiber 
jenes Artikels in der Kreuzzeitung. Dennoch müssen wir diesen er— 
suchen, seine authentischen Erkundigungen über Charakter und Be— 
deutung des stattlichen Hauses nicht nur in diesem Hause selbst, sondern 
auch anderswo auf preußischem Grund und Boden einzuziehen. Er 
dürfte dann erfahren, wie das reiche Kapital, das in jenem Palais 
mit bester Art von Aisance, in echter Vornehmheit, ja selbst durch 
bürgerfreundliche Beteiligung an Kommunalinteressen seit Jahren 
geschlagen worden ist, seine Zinsen getragen hat nur für eine Richtung 
des Katholizismus, der dem polnischen Wesen homogener ist als 
dem deutschen.“ 
Bucher, der mich auf den Artikel aufmerksam machte, gab mir 
dazu nachstehenden Kommentar: „Der Artikel der Kreuzzeitung ist 
von niemand anders als von unserm gemeinschaftlichen Freund Abeken 
verfaßt, die Antwort vom Chef ausgegangen. Abeken hat die Ver—
	        
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