Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

390 Zweiundzwanzigstes Kapitel 21. Januar 1873 
Am 20. Januar ging dasselbe Blatt noch weiter, indem es 
in betreff der Enthüllung der Kölnischen Zeitung erklärte: „Einige 
Unrichtigkeiten dieses Artikels haben wir an unserm Teile, ohne uns 
auf eine vollständige Widerlegung einzulassen, ausdrücklich namhaft 
gemacht. Wir sind heute in der Lage, zu bemerken, daß die Zahl 
der mit der Wahrheit auf gespanntem Fuße stehenden Angaben des 
berufnen Artikels, der, obwohl die Bemühung, ihn auch telegraphisch 
zu verwerten, gescheitert ist, mittlerweile die dem Berufe der Presse 
wenig entsprechende Wirkung einer Mystifikation gehabt hat, 
sich nach unsrer unmaßgeblichen Rechnung auf ein volles Dutzend 
beläuft. Da indes der Herr Ministerpräsident im Hause der Abge- 
ordneten den Wunsch geäußert hat, die Besprechung in der Presse 
über die Gegenstände jenes Artikels möge ihr Ende erreicht haben, 
und wir mit einem an solcher Stelle geäußerten Wunsch uns nicht 
in Widerspruch zu setzen beabsichtigen, auch keineswegs gewillt sind, 
gegen das rheinische Blatt, das sonst aus bessern Quellen schöpft, 
zu polemisieren, so versagen wir uns jede weitere Auseinander- 
setzung mit dem Inhalt des Artikels, dem, wie wir wissen, amtliche 
Kreise durchaus fremd sind." 
Und nun, wie stand es in Wahrheit mit der Sache? Wolle 
man sich aus folgenden Tagebuchnotizen einen Vers machen und 
dazu noch hinzunehmen, daß das zuletzt genannte Blatt durch 
Eckardt mit Aegidi in enger Verbindung stand. Die Notizen lauten: 
„12. Januar. Bucher sagte mir auf mein Befragen heute abend, 
daß die Enthüllung der Kölnerin richtig sei, und daß er das darin 
erwähnte Votum selbst ausgearbeitet habe.“ — 15. Januar. „Diesen 
Abend erzählte Wollmann, Aegidi habe den Artikel der Kölnischen 
Zeitung vom 10. dem Fürsten nach Friedrichsruh geschickt und dazu 
geschrieben, daß er nicht wisse, wer ihn verfaßt habe, aber versichern 
könne, in keinerlei Weise dabei beteiligt zu sein.“ — 21. Januar. 
„Der Aufsatz der Kölnischen Zeitung war, wie Bucher mir diesen 
Abend mitteilte, von Kruse, dem jetzt hier anwesenden Chefredakteur 
des Blattes, nach Angaben Aegidis verfaßt und enthält nur einige 
nebensächliche Irrtümer. Das sanfte Dementi in der Norddeutschen 
Allgemeinen Zeitung vom 14. hatte Bucher auf Befehl des Chefs 
geschrieben, das schärfere und die Hinweisung der Kölnerin darauf, 
daß kein Volk ein Recht auf eine chronique scandaleuse habe, war
	        
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