Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

4. Februar 1873 Zweiundzwanzigstes Kapitel 391 
aus dem Munde des Fürsten und der Feder Aegidis gekommen, 
der sich so gewissermaßen selbst auf die Finger schlagen mußte.“ 
Man konnte nach allen diesen Mitteilungen nicht wohl umhin, 
der Nationalzeitung bis zu einem gewissen Maße beizupflichten, wenn 
sie am 20. Januar bemerkte: „Wir können den neulich schon der 
Regierung gegebnen Rat nur recht dringend wiederholen, daß sie, 
statt der Presse Vorwürfe zu machen, lieber ihre Geheimräte und 
offiziösen Trabanten verschiedenster Gattung in Ordnung halten 
möchte. Man weiß allgemein und wird sich das durch keinerlei 
Versicherungen ausreden lassen, daß unsre Minister teilweise einander 
bekämpfen und sich beseitigen möchten. Mögen sie diese Kämpfe im 
Schoße des Ministeriums und an geeigneter Stelle fortspinnen, aber 
mögen sie diesen Streit durch die von ihnen abhängigen, aber den— 
noch bei jeder Gelegenheit desavouierten Personen nicht in dunkeln 
und unvollständigen Andeutungen unter das große Publikum tragen. . . 
Überhaupt möchten wir die Regierung recht entschieden gebeten haben, 
ihre Offiziösen mehr zu überwachen und ihnen nicht zu gestatten, 
bei Erfüllung ihrer Amtsverrichtung und bei Betreibung ihres Ge— 
werbes einen sich fortdauernd steigernden Unfug zu verüben.“ 
4. Februar. Heute nachmittag kurz nach vier Uhr hörte ich 
Hatzfeldt erst murmelnd heftig hin- und hergehen und nachher bei 
Aegidi laut auf den Chef räsonnieren. „Das paßt mir einmal 
nicht“ — „ich habe das nicht nötig“ — „ein Krieg kann aus so 
was hervorgehn“ — „Abschiedsgesuch“ und dergleichen Tapfer— 
keiten mehr. Als er fort war, ging ich zu Aegidi hinüber und fragte 
ihn: „Was ist denn dem Herrn Grafen in die Krone gefahren? 
Der war ja ganz aus dem Häuschen.“ — „J — sagte der —, er 
hat jetzt dem Chef Vortrag halten wollen, und da hat der ihm 
gesagt oder sagen lassen, er möchte es erst heute abend thun. Das 
paßt ihm nun nicht. Aber das kommt mir gerade so vor wie mein 
Schwiegervater. Wenn bei dem die Pferde einmal lange warten 
müssen, und es sagt jemand: „Die armen Pferdele so lacht er und 
antwortet: ? Da kann ich ihnen nicht helfen, sie müssen eben warten. 
Warum haben sie sich als Pferde bei mir vermietet!e“ 
Ich erkundigte mich darauf bei Mechler in betreff des Vor- 
falls, und der meinte, Hatzfeldt habe dem Fürsten Vortrag über 
eine Sache halten wollen, die mit dem um fünf Uhr reisenden Kurier
	        
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