Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

396 Zweiundzwanzigstes Kapitel Febr.—März 1873 
Ehrgeiz und wird es bleiben. Zugleich aber wird es mir Gelegen- 
heit schaffen, den mir verlornen Verkehr mit Ew. Durchlaucht da- 
durch zu ersetzen, daß ich ihn im Geiste intensiv wieder aufnehme. 
„Gewiß habe ich für diese beiden Zwecke in den drei Jahren 
meines Hierseins bei weitem noch nicht genug Thatsächliches gelernt, 
wohl aber, so hoffe ich, reichlich politische Vorurteilslosigkeit und 
matter-of-factness. Ubrigens lernt man nie aus, und doch gilt 
auch bei andern Studien ein Triennium für genügend. 
„So darf ich mich vertrauensvoll der Hoffnung hingeben, daß 
Ew. Durchlaucht meine ehrerbietige Bitte wohlwollend gewähren 
werden, und vielleicht ist selbst das keine Täuschung, wenn ich 
damit die leisere Hoffnung verbinden möchte, Ew. Durchlaucht 
würden, sobald ich dazu käme, die ins Auge gefaßte große Bio- 
graphie in die Hand zu nehmen, mich in ähnlicher Weise dabei unter- 
stützen wie dem Vernehmen nach andre vor mir. 
„Wie dem aber auch sei, ich werde von hier mit demselben 
starken Gefühle der Verehrung vor dem Regenerator unfrer Nation 
hinweggehen, mit dem ich kam, und danach handeln. Mit diesem 
Gefühl aber wird für alle Zeit die dankbare Erinnerung an die 
mich beglückenden Tage, wo ich mit Ew. Durchlaucht persönlich 
verkehren durfte, und namentlich an die sieben Monate des großen 
Krieges verknüpft sein, wo dieser Verkehr am direktesten war, und 
ich mir bisweilen sagen zu dürfen glaubte, daß ich Ew. Durchlaucht 
Wohlwollen besitze. 
Ew. Fürstlichen Durchlaucht 
ehrerbietig ergebener 
Dr. Moritz Busch.“ 
Dieses Abschiedsgesuch wurde zunächst Bucher vorgelesen, der 
es als „durchaus würdig“ billigte, und dann von diesem dem Chef 
in offnem Couvert übergeben, wozu Bucher sich selbst erboten hatte. 
Der Fürst hat es aufmerksam durchgelesen und dann gesagt: „Der 
kann sich wohl mit Aegidi nicht vertragen?“ Bucher hat darauf 
erwidert, er sei in das Verhältnis nicht eingeweiht und wisse nur, 
daß mich die jetzige Stellung nicht befriedige. Der Chef hat schließlich 
angeordnet: „Lassen Sie es nicht durch die Büreaus gehen, sondern 
geben Sie es gleich Bülow, der mit mir darüber reden soll.“
	        
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