Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

3. Nov. 1874 Dreiundzwanzigstes Kapitel 409 
Kurowski)n seine Geschäfte sehr geschickt und taktvoll besorgt, sodaß 
der Fürst nie etwas dagegen zu erinnern gehabt habe. Dieser scheine 
jetzt zu wissen, was er an Aegidi habe, und was nicht. Recht gut 
mache sich mein Namensvetter Busch. Wie über den Schwarzen, 
so scheine der Reichskanzler sich nun über Delbrück ebenfalls klar 
zu sein. Er nehme jetzt die bisher diesem überlassenen Sachen vielfach 
selbst in die Hand. 
Schließlich verbreitete sich Bucher auch über Arnim, und ich 
verzeichnete mir das, was ich noch nicht wußte. Ob es ganz richtig 
ist, kann ich nicht beurteilen. Harry von Arnims Familie war in 
seiner frühen Jugend herabgekommen. Die Kinder besaßen ein ver- 
schuldetes Gut, das subhastiert werden sollte. Die Blanckenburgs 
hatten, da es ein Lehen war, das Recht, es zum Taxationswerte zu 
kaufen. Sie thaten es und profitierten beim Wiederverkaufe zwanzig- 
tausend Thaler, die sie den Kindern schenkten. Von den Zinsen 
des dritten Teiles dieser Summe wurde Arnim erzogen. Als er 
mündig geworden war und das Kapital erhielt, cirka siebentausend 
Thaler, lebte er ungefähr so, als ob er soviel jährliche Rente hätte. 
„Indes gelang es ihm, durch thränenreiche Sentimentalität sich bei 
einem Fräulein von Prittwitz einzuschmeicheln, sodaß sie ihn heiratete. 
Als Bräutigam stieß ihm ein Unglück zu, d. h. er bekam von je- 
mand eine Ohrfeige. Er hätte sich nun duellieren müssen, weigerte 
sich aber unter dem Vorwande, die Prittwitz wolle ihn, wenn er sich 
schlüge, nicht nehmen. In der letzten Zeit soll Harry durch Spe- 
kulationen an der Börse und ähnliches viel Geld verdient haben.“ 
Ich notiere das, wie angedeutet, ohne Garantie für die Genauigkeit 
übernehmen zu können.? 
Nach Hannover und auf meinen Redaktionsstuhl zurückgekehrt, 
bekam ich noch ungefähr ein halbdutzendmal Nachrichten und Auf- 
träge von Bucher, von denen ich nur den erwähne, wonach ich gegen 
  
1 Der Assessor von Kurowski wurde am 7. Dezember 1874 dem Fürsten 
zuerst vorgestellt, vertrat Aegidi 19. April bis 9. Mai 1875 und führte 21. No- 
vember 1875 bis 11. November 1878 die Geschäfte des Spezialbüreaus des 
Reichskanzlers. Poschinger, Tischgespräche II, 92; Parlamentarier I, 85. 
2 Die Geschichte von dem Duell erzählte Fürst Bismarck auch einmal in 
Varzin in kleinem Kreise am 30. Oktober 1892.
	        
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