Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

30 Sechzehntes Kapitel 10. Januar 
die Schanzen bei Düppel.“ Namentlich seien die Gräben nur von 
geringer Tiefe. Ebenso sei die Enceinte früher schwach gewesen. 
Die Rede kam hiernach auf die internationale Friedensliga 
und deren Zusammenhang mit der Sozialdemokratie, als deren 
Haupt für Deutschland man Karl Marx in London bezeichnete. 
Diesen nannte Bucher einen gescheiten Kopf mit guter wissen- 
schaftlicher Bildung und den eigentlichen Führer der internationalen 
Arbeiterverbindung. Der Chef äußerte über die Friedensliga, ihre 
Bestrebungen seien bedenklicher Natur, und ihre Zielpunkte be- 
stünden in ganz andern Dingen als im Frieden. Es versteckte sich 
der Kommunismus dahinter. „Ja — schloß er —, aber gewisse 
hohe Herrschaften haben davon noch heute keinen Begriff. Aus- 
land und Friede!“ 
Abeken erwiderte: „Ach nein, die haben sich jetzt doch wohl 
auch überzeugt.“" 
Das Gespräch wandte sich dann dem Grafen Bill zu, und der 
Chef bemerkte: „Der sieht von weitem wie ein älterer Stabsoffizier 
aus, weil er so dick ist.“ 
Man hob das Glück hervor, das er habe, zur Begleitung 
Manteuffels befohlen worden zu sein. Es wäre wohl für beide 
nur eine vorübergehende Stellung, aber er bekäme doch auf diese 
Weise viel vom Kriege zu sehen. 
„Ja — sagte der Chef —, er lernt was für seine Jahre. Das 
wäre für Unsereinen nicht möglich gewesen mit achtzehn Jahren. 
Ich hätte 1795 geboren sein müssen, um 1813 mit dabei sein zu 
können.“ — „lUbrigens ist seit der Schlacht bei (undeutlicher Name, 
aber ein Treffen in den Hugenottenkriegen scheint gemeint zu sein) 
keiner meiner Vorväter, der nicht den Degen gegen Frankreich ge- 
zogen hätte. Mein Vater und drei seiner Brüder gegen Napoleon 
den Ersten. Dann war mein Großvater mit bei Roßbach, mein 
Eltervater gegen Ludwig den Vierzehnten, und dessen Vater eben- 
falls gegen Ludwig den Vierzehnten in den Kriegen am Rhein 
1672 oder 1673. Dann fochten mehrere von uns im Dreißig- 
jährigen Kriege auf kaiserlicher Seite, andre freilich bei den Schweden. 
Zuletzt noch einer, der unter den Deutschen war, die als Mietvölker 
auf der Seite der Hugenotten standen.“ — „Einer — '& ist der in 
Schönhausen auf dem Bilde mit den Kindern — das war ein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.