Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

26. April 1877 Dreiundzwanzigstes Kapitel 433 
eine andre Seite seiner Vielseitigkeit hindert — weil er dabei seine 
Vergangenheit, seine Grundsätze und seine Verbindungen als Man— 
chestermann zu verleugnen hätte? 
„Und jetzt zu etwas anderm, zur Widerlegung einer soeben 
in einem großen Berliner Blatte aufgetauchten Vermutung von 
Friktionen mit einer andern Autorität. Die Nationalzeitung von 
gestern sagt in dem Artikel über Moltkes Rede, es werde sich wohl 
um einen Konflikt militärischer und politischer Notwendigkeiten 
handeln. Man könnte aus dieser Andeutung schließen, daß der 
Reichskanzler sich der stärkern Belegung der Umgegend von Metz 
mit deutschen Truppen widersetzt hätte. Eine solche Vermutung 
aber würde ein Irrtum sein. Im Gegenteil, der Fürst ist in dieser 
Beziehung nicht nur in voller Übereinstimmung mit den höchsten 
militärischen Autoritäten gewesen, sondern er hat deren Wünsche 
und Absichten auch nach Möglichkeit unterstützt und gefördert. Seit 
Jahren schon verlangten dieselben bessere Eisenbahnverbindung mit 
Lothringen und mehr Truppen in diesem Teile des Reiches. In 
ersterer Beziehung war nicht eher etwas zu erreichen, als bis der 
Kanzler mit Macht auf das Hindernis im Handelsministerium 
drängte und dessen Vorstand nötigte, die Verbindung zwischen 
St. Ingbert und Saarbrücken ernstlich in Angriff zu nehmen, die 
der Spiritus rector des preußischen Eisenbahnwesens jahrelang klein— 
krämerischer Interessen halber — es handelte sich um das Verlangen 
nach Zugeständnissen von seiten Bayerns, das nicht einmal von der 
Billigkeit eingegeben war — verzögert hatte. Auch für die Ver— 
mehrung der Truppen in Lothringen war der Fürst nach Möglich— 
keit thätig. Diese aber soll daran hängen geblieben sein und noch 
heute daran hängen, daß man an einer nichtamtlichen, aber hohen 
und einflußreichen Stelle sich Befürchtungen hingiebt, die Herren 
Franzosen könnten das übelnehmen und sich darüber kränken — die 
Franzosen, die so geläufig französisch sprechen, meist schöne schwarze 
Backenbärte tragen und der katholischen Religion angehören, die 
doch viel vornehmer ist als die evangelische.“ 
„P. I. „Ein dem Reichskanzler eng befreundetes Mitglied des 
Reichstags“ hat sich bewogen gefunden, in der Magdeburgischen 
Zeitung vor unsern Mitteilungen zu warnen. Wenn der Herr 
wüßte, mit welcher Serenität wir seine Ausführungen genossen! 
Busch, Tagebuchblätter 11 28
	        
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