32 Sechzehntes Kapitel 10. Januar
Hafer der Regierung für die Truppen berechnete, jährlich meine
zwanzigtausend Rubel.« Das erzählte er ganz offen und ungescheut
in einem Salon in Petersburg, und nur ich wunderte mich darüber.“
„Ja, aber was hätte er den Bauern denn thun können?“
fragte Delbrück.
„Thun — erwiderte der Chef —, er nichts, aber er hätte sie
auf anderm Wege ruinieren können, er brauchte nur den Soldaten
nicht zu verbieten, ihnen wegzunehmen, was sie wollten."
Man kam auf Manteuffel zurück und erwähnte, daß er bei
Metz das Bein gebrochen habe und sich habe ins Treffen tragen
lassen. Es habe ihn sehr gewundert, äußerte jemand, daß man
davon bei uns nichts gewußt hatte.
„Wie er das gemerkt hat — versetzte der Minister —, hat er
gewiß gedacht, wie schlecht wir doch über die Hauptsachen des
Krieges unterrichtet wären.“
„Ich weiß noch — so erzählte der Chef dann im weitern Ver-
laufe des Gesprächs —, wie ich mit ihm und (Name unverständlich)
auf den Steinen vor der Kirche von Böckstein saß. Da kam der
König an, und ich machte den Vorschlag, ihn zu begrüßen wie die
drei Hexen: Heil, Than von Lauenburg! Heil dir, Than von Kiell
Heil dir, Than von Schleswig! — Es war, wie ich den Vertrag
von Gastein mit Blome abschloß. Damals habe ich zum letzten
mal in meinem Leben Quinze gespielt. Obwohl ich sonst gar nicht
mehr spiele — schon lange nicht mehr —, spielte ich da so leicht-
sinnig drauf los, daß sich die andern nicht genug verwundern
konnten. Ich wußte aber, was ich wollte. Blome hatte gehört,
daß man beim Quinze die beste Gelegenheit hätte, die Menschen
kennen zu lernen, und wollte das jetzt versuchen. Ich dachte, sollst
ihn schon kennen lernen. Ich verlor damals ein paar hundert
Thaler, die ich eigentlich als im Dienste Seiner Majestät verwandt
hätte liquidieren können. Aber ich machte ihn irre und kriegte ihn
dann richtig dahin, wohin ich ihn haben wollte. Er hielt mich für
waghalsig und gab nach.“!1
Die Unterhaltung wandte sich hierauf Berlin zu, indem jemand
1 Dasselbe Stückchen in etwas andern Wendungen bei Poschinger, Tisch-
Fespräche II, 22. Der Vertrag von Gastein wurde am 14. August 1865 abgeschlossen.