17., 18. Okt. 1877 Vierundzwanzigstes Kapitel 457
dauern fort, und das ists auch, weshalb ich keine Lust habe, wieder
nach Berlin zu gehen.“
Als wir später beim Thee versammelt waren, stellte sich der
Fürst ebenfalls ein, wo er wieder allerhand, namentlich von seinen
Gütern und deren verhältnismäßig geringem Ertrag erzählte. Varzin
brächte ihm, von den Mühlen abgesehen, gar nichts ein. Das Ge-
treide ließe sich kaum verwerten, da die Eisenbahnen für fremdes
Korn zu billige Tarife hätten. Ebenso stünde das Holz der Kon-
kurrenz wegen niedrig im Preise, und selbst die Nähe Hamburgs
beim Sachsenwalde nutze ihm gegenwärtig nichts. Er kam dann auf
die Pulverfabrik zu sprechen, die ein Württemberger an der ihm
dort gehörigen Strecke des Elbufers angelegt hat, schilderte sie und
ihren Betrieb und bemerkte, daß der Mann ihm zwölftausend Mark
jährlichen Pacht entrichte, daß dessen Etablissement nach einer ge-
wissen Reihe von Jahren in sein, des Fürsten Eigentum über-
gehen würde, und daß der gegenwärtige Inhaber bei dem jetzigen
Kriege auch ein schönes Geschäft mache, da er hundertfünfzig Prozent
verdiene.
So war die elfte Stunde herangekommen, als er, auf die Uhr
sehend, sagte: „Die Herren entschuldigen einen schlafbedürftigen
Mann“ und sich entfernte, um zu Bette zu gehen. Graf Herbert,
Holstein und ich blieben noch eine Weile bei einem Glase Grog
sitzen, und ich gab dem erstgenannten für seinen Vater Nummer 1
und 2 der Erinnerungen, die mittlerweile, nachdem sie der Chef
in Korrekturfahnen gesehen und einiges geändert sowie etwa ein
Dutzend Zeilen gestrichen hatte, in der Gartenlaube erschienen waren.
Donnerstag, den 18. Oktober gab es früh hellen Sonnenschein,
dann Regen, gegen zehn Uhr endlich dichten Schneefall großer
Flocken, der den Boden in einer kleinen halben Stunde drei Zoll
hoch bedeckte. Ich sah infolgedessen Varzin auch im Winterkleide.
Als das Schneien aufgehört hatte, betrachtete ich mir das
Haus und seine Anbauten von außen, indem ich einen Rundgang
um das Ganze unternahm.
Im folgenden die Erlebnisse meiner Beobachtungen, mit denen
ich gleich die Beschreibung der innern Räume verbinde, zu der ich
am nächsten Tage das Material sammelte und zu Papier brachte.
Das Hauptgebäude der Varziner Sommerresidenz des Fürsten