Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

458 Vierundzwanzigstes Kapitel 18. Okt. 1877 
Bismarck bildet mit seinen beiden niedrigeren Flügeln ein nach Norden 
geöffnetes Viereck und schließt einen mit Sand bestreuten Hof ein. Wie 
Graf Herbert mir sagte, ist es vor ungefähr zweihundert Jahren erbaut 
worden. Im Hintergrunde des Hofes haben wir ein mäßig großes, 
ziemlich schlichtes einstöckiges Haus, das im Erdgeschoß zu beiden 
Seiten der Thür drei, in dem obern Stockwerke sechs Fenster hat. 
Vor der gelblich braunen Thür ist eine kleine Plattform, zu der 
Stufen hinaufführen, und die oben ein Geländer mit Bänken um- 
giebt, über denen sich ein vorn von Hellebarden getragnes, in den 
Bismarckschen Wappenfarben, also blau und weiß, gestreiftes Zelt- 
dach von Eisenblech ausspannt. Vor den Stufen stehen rechts und 
links Laternen, hinter deren Trägern Blumenvasen von Eisen auf- 
gestellt sind. Aus dem Ziegeldach des Hauses tritt in der Mitte 
ein Giebelstück hervor, worin man das Wappen der Familie Blumen- 
thal gewahrt, die unmittelbar vor dem Fürsten die Herrschaft 
besaß. Der Schild zeigt einen Weinstock an einem Pfahl und über 
dem geschlossenen Helme eine weibliche Figur, die in der erhobnen 
Rechten einen Ring, in der Linken eine Kugel oder Scheibe hält. 
Die Wände des Hauses sind dunkelgelb, die Fenstereinfassung und 
der Giebel mit dem Wappen weiß getüncht. 
An der Seite des westlichen Flügels ist ein etwas zurück- 
tretender älterer Anbau; an den Ostflügel schließt sich ein niedriges 
Häuschen an, das das alte Haus mit dem neuen verbindet, das 
vom Fürsten, da jenes wenig Raum gewährte, etwa sechs Jahre 
vor meiner Ankunft hinzugebaut worden war. Das neue Haus 
bildet ungefähr einen Würfel und besteht aus einem Souterrain, 
einem hohen Parterre und einem ersten Stock. Die Farbe ist ein 
mattes grau, das Dach abgeplattet. Die der Landstraße zugewandte 
Seite hat in beiden Etagen drei breite Fenster, die auf einen ein- 
gezäunten Rasenplatz mit einem Taubenschlage, einigen Büschen, 
einigen schlankgewachsenen Fichten und Edeltannen und fünf italie- 
nischen Pappeln herabsehen. Die östliche Seite hat im Obergeschoß 
zwei, im untern dagegen nur ein Fenster und an der südöstlichen 
Ecke einen erkerartigen Vorbau, der vor sich eine hübsche Baum- 
gruppe und einen kleinen Weiher hat und das Arbeitszimmer des 
Fürsten bezeichnet. Die südliche Front zeigt in beiden Stockwerken, 
die Westseite nur im obern wieder zwei Fenster.
	        
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