Oktober 1877 Vierundzwanzigstes Kapitel 465
für Hardenberg bestimmt gewesen, ihm aber aus irgend einer Fügung
des Schicksals nicht übergeben worden. Die Trophäen sind, näher
besehen, französische Waffen, wie sie in den Befreiungskriegen von
1813 bis 1815 erbeutet wurden. Die Frauengestalt war ehedem
eine Borussia.
Neben dem zweiten Ofen an der Wand, wo diese historische
Vase steht, und gegenüber von der einen schmalen Seite des hier
aufgestellten Billards beginnt die vorhin erwähnte Nische. An deren
drei Wänden läuft ein langer Divan hin, vor dem ein Flügel der
Fürstin steht, die Meisterin im Klavierspiele sein soll. Vor der Vase
ladet ein kleines Sofa zum Sitzen ein. Daneben stehen große
gepolsterte Lehnstühle. In einem davon pflegte der Kanzler während
meiner Anwesenheit beim abendlichen Kaffee, der unmittelbar nach
dem Diner eingenommen wurde, eine langhalsige und langgestiefelte
Studentenpfeife in der Hand, eine zweite neben sich in Reserve,
Platz zu nehmen, zu rauchen und sich mit der Gesellschaft zu unter-
halten, wobei er, wie fast immer bei solchen Gelegenheiten, mancherlei
Denkwürdiges äußerte und erzählte. Einiges davon, von mir im
Gedächtnisse behalten und an dem betreffenden Abende vor Schlafen-
gehen notiert, will ich hier einschalten.
Am 18. Oktober erwiderte der Fürst, als ich bemerkte, eines
seiner ersten Verdienste sei, daß er den König von der Frankfurter
Fürstenversammlung ferngehalten habe, in wesentlicher lberein-
stimmung mit dem, was er uns während des französischen Feldzugs
mitgeteilt habe: „Ja, das hielt schwer. Der Allergnädigste wollte
durchaus (nach Frankfurt), da ein gekröntes Haupt — es war der
Sachse — zu ihm gekommen wäre, als Feldjäger, und das nun
nicht anders ginge. Mit größter Mühe redete ich ihm das aus,
und er war ganz nervös dabei. Zu Beust aber sagte ich: Wenn
Sie uns nicht zufrieden lassen, so schicke ich um ein Detachement
nach Rastatt und stelle eine Schildwache vor die Thür des Königs,
die niemand hinein läßt“ 1
Ich brachte das Gespräch auf die Porträts im Arbeitszimmer
des Chefs zu Berlin, und er erzählte zuerst, wie er zu dem des Königs
Viktor Emanuel gekommen sei. Als dieser seinen Besuch in Berlin
1 S. I, 188.
Busch, Tagebuchblätter II 30