Oktober 1877 Vierundzwanzigstes Kapitel 473
denn der Ausweg gewählt, daß mir Wappenhalter mit den Fahnen
von Elsaß und Lothringen gegeben wurden.“!1
Der Spruch dagegen datiert aus früherer Zeit. Er ist nicht
der Wahlspruch derer von Bismarck. „Das ist wohl der vom
Wegebreit, das man stehen lassen soll, weil Nesseln dran sind?“
fragte ich. „Hesekiel — erwiderte er —, davon weiß ich nichts,
das ist wohl eine Erfindung von dem. Wir haben Klee und Eichen-
blatt im Schilde.“ Dann erzählte er die Entstehung des andern
Spruchs ungefähr wie folgt.
Als Bismarck in Frankfurt den Posten eines Bundestags-
gesandten bekleidete, verlies ihm der König von Dänemark das
Großkreuz des Danebrog. Nun ist es aber Gebrauch, daß die
Namen und Wappen der Inhaber dieser Dekoration in der Stifts-
kirche zu Kopenhagen mit einer Devise angebracht werden, die der
Betreffende sich zu wählen hat.
„Da habe ich mir diese ausgesonnen,“ erklärte der Kanzler.
„In trinitate robur — im Dreiblatt Eiche, das alte Wappenzeichen
unsrer Familie.“
„Und im dreieinigen Gott meine Kraft,“ riet ich.
„Ganz recht, so meinte ich es,“ bestätigte er freundlich ernst
meine Vermutung.
Neben und vor dem Kamin, worin ein Feuer von großen
büchnen Scheiten flackerte und prasselte, stehen hochlehnige Polster-
stühle. In der folgenden Stubenwand ist eine Thür, die in das
Schlafzimmer des Reichskanzlers führt. Zwischen ihr und dem
Fenster steht ein Glasschrank mit Waffen und Antiquitäten, von
dem oben altertümliche Trinkgeschirre aus grünem Glase mit bunten
Bildern, Wappen, Blumen und Sprüchen sowie zwei große Thon-
gefäße mit farbigen Mustern herabschauen. Unter den Antiquitäten
im Innern des Schrankes hebe ich Lanzenspitzen aus der Urzeit und
einen spiralförmigen, mit grüner Patina bedeckten Armring hervor,
der aus einem Hünengrabe stammt, unter den Waffen das gezogne
1 Das Wappen zeigt als Schildhalter links den schwarzen preußischen
Adler mit dem lothringischen, rechts den roten brandenburgischen Adler mit dem
elsässischen Banner. Die Geschichte von dem Adler und dem Klee wird auch bei
Gelegenheit der Erhebung Bismarcks in den Grafenstand (16. September 1865)
erzählt.