Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

12. Januar Sechzehntes Kapitel 37 
Regenten in Paris und Bordeaux erfahren und sich ihrerseits zum 
Nachgeben entschließen. 
Nach drei Uhr hinaus nach unserm Observationsposten auf 
dem Dache des Landhauses zwischen Sevres und Ville d'Avray 
und das Bombardement beobachtet. Man sieht deutlich das Auf- 
blitzen der Schüsse in der französischen Batterie am Eisenbahn- 
viadukt. Zurückgekehrt auf einem Waldwege, der erst über den 
Rücken links vom Thale von Ville d'Avray, dann an einem ge- 
frornen Teiche hinführt. Nicht weit von diesem, wo es wieder 
bergab geht, springt von einem Lager im Schnee plötzlich ein Rudel 
von fünf Rehen auf. 
Während des Diners wurde, wie jetzt in der Regel, vorzüglich 
vom Bombardement gesprochen und dabei erwähnt, daß es in Paris 
brenne. Der Chef sagte, als jemand bemerkte, man habe die dicken 
Rauchwolken deutlich gesehen: „Das ist nicht genug. Erst, wenn 
man es hier riecht. Den Brand von Hamburg hat man fünf Meilen 
weit gerochen.“ — Man gedachte dann der Opposition der „Patrioten“ 
in der bayrischen Kammer gegen den Versailler Vertrag, und der 
Kanzler äußerte: „Ich wollte, ich könnte hin und mit ihnen reden. 
Sie haben sich offenbar verrannt und können nicht fort und nicht 
zurück. Ich wollte sie schon auf den rechten Weg bringen. Aber 
man ist hier auch so nötig, um Absurditäten zu verhüten und Ver- 
nunft zu predigen.“ 
Er kam hernach auf allerlei Jagdabenteuer zu reden, u. a. 
auf eins, wo Holstein ihm in Rußland durch einen unüberlegten 
Schuß auf neunzig Schritt einen Bären, mit dem er, der Chef, auf 
zwanzig Schritt „geliebäugelt“ hätte, verscheucht habe. „Indes 
fand ich — fuhr er fort — doch noch Gelegenheit, das Tier mit einer 
Spitzkugel so krank zu schießen, daß man es später eine Strecke 
davon tot fand." 
Donnerstag, den 12. Januar. Früh nach sieben Uhr mit 
Wollmann und Mac Lean nach Ville d'Avray gefahren, aber wegen 
Nebels nichts gesehen. Wir haben acht Grad Kälte. Um Mittag 
klärte es sich auf, und es wurde wieder kräftig kanoniert. Bei 
Tische drehte sich die Unterhaltung zunächst wieder um die Leistungen 
unfrer Belagerungsgeschütze gegenüber der Stadt. Als man dabei be- 
merkte, daß die Franzosen sich beklagten, wir nähmen ihre Hospitäler
	        
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