Friedrichsruh Fünfundzwanzigstes Kapitel 521
arbeitet. Noch eine kleine halbe Stunde Fahrt, und der Zug hält
vor dem stattlichen Stationsgebäude bei Friedrichsruh, bei dem,
wenn wir eingeladen sind, ein Wagen des Kanzlers zu unsrer Ab—
holung nach dem Herrenhause des Ortchens bereit steht; doch hat
man etwa nur dreihundert Schritte dahin zu gehen.
Das Haus und das seitwärts daneben stehende Gebäude für
Stall und Remise liegen rechts von der Bahn am Saume eines
Parks und sind an der Bahn hin und nach der die Schienen
schneidenden Landstraße von einer roten Ziegelmauer eingeschlossen,
während an der dritten Seite die ziemlich tiefe Aue hinfließt und
den Unberufnen den Zutritt wehrt und die vierte von dichten Hecken
eingefaßt und geschützt ist. Nahe Nachbarn hat der Fürst nicht.
Der nächste ist der Beamte in dem kleinen hübschen Posthause, das
auf die hier auf dem Grunde eines tiefen Durchstichs laufende
Eisenbahn hinabsieht. Etwas ferner wohnt an der Landstraße, die
zwischen Station und Herrenhaus das Bahngeleise kreuzt, der Wirt
des „Landhauses,“ einer Gastwirtschaft mit Ausspannung, noch
entfernter der Oberförster, der seine Dienstwohnung auf der
andern Seite, weiter flußabwärts, jenseits des Parks hat. Der
Hauptteil des Dörschens Friedrichsruh liegt ungefähr anderthalb
hundert Schritte vom Herrenhause auf dem rechten Ufer der Aue,
von der ihn Wiesen und Gebüsche trennen, und besteht aus einigen
sich dicht aneinander reihenden Häusern und etlichen Villen und
Pensionaten für Sommerfrischler, die vereinzelt aus den Wipfeln
des Waldsaumes auf die Flußniederung hinabblicken. Eine Häuser-
gruppe, die noch zum Orte gehört, steht weit abseits von allen am
Waldrande links über dem Durchstich der Eisenbahn. Eine Kirche
hat der weitzerstreute Ort nicht. Bauern oder sonstige Eigentümer
ländlicher Grundstücke giebt es hier ebensowenig. Ganz Friedrichs-
ruh wird kaum mehr als hundert ständig hier lebende Einwohner
haben. Diese bestehen vorzüglich aus Forst-, Post= und Eisenbahn-
beamten und deren Familien, Arbeitern der Sägemühlen, Tage-
löhnern und Knechten. Dazu kommen ein Schmied, ein Müller
und ein Schneider, endlich der Wirt und die Dienstleute des Land-
hauses. Der Vornehmste unter ihnen ist der Oberförster, dem zu-
gleich die Geschäfte eines Bevollmächtigten des Fürsten für die
Herrschaft Schwarzenbeck, eines Ortsvorstandes und eines Standes-