Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

534 Sechsundzwanzigstes Kapitel 4. Okt. 1878 
meinte damit vorzüglich eine oder zwei Stellen, die das Bestreben 
der Hoheit, als beherzt und unerschrocken zu erscheinen, betrafen, 
und dadurch kam er auf das bekannte Bild von der Eckernförder 
Affaire, deren wahren Verlauf ich ihm nach Timms Bericht er- 
zählte. Als ich daran die Bemerkung knüpfte, der hohe Herr 
hätte überhaupt keine Courage, sagte er: „Dafür kann er nichts, 
das ist seine Naturanlage. Aber daß er sich als Helden malen 
läßt!“ 
Ich erkundigte mich darauf, wie er jetzt mit der Kaiserin stünde, 
und er antwortete: „Wie vorher, sie thut, was sie kann, gegen 
uns, und bei ihm nicht immer ohne Erfolg. Sie wird Falk doch 
noch verdrängen. Die Hofprediger — ja Christentum, aber nicht 
Konfession. — Da fällt mir noch ein — fuhr er fort —, bei der 
Geschichte in Horsitz hatten Sie geschrieben, Prinz Karl hätte mir 
durch Perponcher ein Bett anbieten lassen.: Der wars nicht, sondern 
der Großherzog von Mecklenburg. Dem Prinzen wäre so was nicht 
eingefallen. Der haßt mich und hat mir schon alles gebrannte 
Herzeleid angethan.“ 
Ich äußerte dann, ich hoffe, daß er die Stellen des Buches, 
die er gestrichen habe, nicht als Folgen bösen Willens auf meiner 
Seite ansehen werde; ich habe ihm mit dem Ganzen nützen, nicht 
schaden wollen. Er erwiderte: „Manches ist auch gut und mir 
ganz recht, z. B. das über den Papst und die Katholiken. Ich wollte 
nur, Sie hätten hier mehr davon gegeben. Doch läßt sich das 
vielleicht später machen. Da ließe sich noch manches hinzufügen. 
Aber wäre es nicht möglich, daß jetzt noch das eine oder das andre 
gekürzt würde?“ 
Ich verneinte das, indem ich vorstellte, daß von den jetzigen 
vierzig oder einundvierzig Bogen, die er gelesen hätte, schon Tausende 
gedruckt wären, und eine etwaige Umänderung große Kosten ver- 
ursachen würde. Bei einer zweiten Auflage würde ich ihn bitten, 
mich wissen zu lassen, was er weiter ausgeführt haben möchte. 
Auch könne ich ihm in den Grenzboten dienen, die zwar ein kleines 
Blatt, aber von früher her immer noch ziemlich angesehen seien, 
  
1 G. u. E. II, 131 ff., 161. 
2 Siehe oben S. 80.
	        
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