Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

13. Januar Sechzehntes Kapitel 41 
dinal, der den Gesandten davon benachrichtigt, hat hinzugefügt, die 
Franzosen würden mehr zugestehen als in Ferriéres, und dann 
gefragt, ob uns die Vermittlung des Papstes überhaupt angenehm 
sei. Arnim hat darauf geantwortet, die französischen Machthaber 
wüßten unfre Bedingungen und könnten den Frieden auf diese für 
jederzeit haben. Er sagt in der Depesche ferner, die Friedens- 
bestrebungen der Kurie seien aufrichtig gemeint, beruhten aber auf 
selbstsüchtigen Motiven. Der Kardinal habe gefragt, ob man Frank- 
reich nicht Kompensationen für Gebietsabtretungen gewähren wolle, 
worauf Arnim entgegnet hat, daß wir kein Recht hätten, über 
fremdes Land zu verfügen. Jener habe mit den Kompensationen 
augenscheinlich Italien gemeint und damit angedeutet, Frankreich 
solle sich mit Piemont schadlos halten und Rom dem Papste zurück- 
verschaffen. Die Depesche schließt mit den Worten: „Meine An- 
wesenheit hier kompliziert unfre Stellung, weil sie Hoffnungen er- 
weckt, die nicht erfüllt werden, und intime Beziehungen aufrecht 
erhält, die sich wie ein Bleigewicht an unfre Füße hängen, ohne 
den Grund fester zu machen, auf dem wir stehen.“ — Thile meldet, 
daß die Königin Augusta ihm gesagt habe, die Versenkung der 
englischen Kohlenschiffe bei Rouen habe in England viel mehr 
böses Blut gemacht, als man bei uns glaube, die Kronprinzessin 
wisse aus Briefen ihrer Mutter, daß die Sympathien für uns dort 
täglich mehr abnähmen. Thile hat geantwortet, das wundre ihn, 
da Bernstorff davon nichts berichtet habe. 
Nach drei Uhr mit Wagener einen Gang durch den Park ge- 
macht., Bei Tische ist der Regierungspräsident von Ernsthausen, 
ein starker, noch junger Herr zugegen, desgleichen der Chef, der 
indes, da er beim Kronprinzen speisen soll, bloß bis zum Varziner 
Schinken dableibt, von dem er sagt: „Geben Sie den nur, wenn 
ich dabei bin, der muß unter meiner Mitwirkung verzehrt werden — 
mit Heimatsgefühl.“ 
Zu Ernsthausen bemerkte er: „Ich bin zum Kronprinzen ein- 
geladen. Vorher aber habe ich noch eine wichtige Besprechung, 
deshalb stärke ich mich jetzt für die.“ — „Heute haben wir den 
Dreizehnten und auch Freitag. Sonntag der Fünfzehnte, der Acht- 
zehnte ist also Mittwoch. Da haben wir das Ordensfest, und da 
könnte man die Proklamation an das deutsche Volk (wegen Kaiser
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.