536 Sechsundzwanzigstes Kapitel 4. Okt. 1878
— versetzte er —, es wird nicht eher anders als Tariferhöhung bei
den Eisenbahnen oder — Kornzölle.“
Ich lenkte das Gespräch nochmals auf die Grenzboten, indem
ich bemerkte, der Verleger stelle sie ihm unbedingt zur Verfügung,
und ich würde darin sagen können, was ich wolle. Doch würde
ich erst im Januar oder Anfang Februar soweit sein. Ich gedächte
dann, wenn er es erlaube, von Zeit zu Zeit seine Wünsche ein-
zuholen.
„Ja — erwiderte er —, das ist ganz gut; aber ob ich im
Februar schon zurück sein werde, weiß ich nicht. Erst müssen wir
unfre Tochter verheiraten.“
Ich gratulierte.
Da mir der Plan mit den Grenzboten noch nicht recht erledigt
schien, kam ich nochmals auf ihn zurück, wobei ich vorstellte, ich
gedächte es so damit zu halten, daß ich bei besonders wichtigen
Gelegenheiten, innern Krisen, auswärtigen Verwicklungen u. dergl.
mich bei ihm anmelden würde und um seine Befehle bäte. Ich
müßte aus erster Quelle schöpfen, da ich zwar mit Bucher be-
freundet sei, dieser aber, wie ich zu wissen meinte, jetzt wenig mehr
mit ihm verkehre.
„Bucher — sagte er —, ja, aber das ist mit den andern
ebenso, seit ich einen Stellvertreter habe — und Bülow. Ich bin
überhaupt nur noch die Ziskatrommel.“
„Ich könnte übrigens bei Nacht kommen — äußerte ich —,
wie Nikodemus.“
„Ja, kommen Sie nur — erwiderte er —, ich werde mich
freuen. Aber warum wie Nikodemus? Sie können auch bei Tage
kommen.“
Er sprach dann noch einmal davon, daß das Buch von den
Witzblättern zu Späßen verarbeitet, und daß es von den Ultra-
montanen und Sozialisten gegen ihn ausgebeutet werden, auch daß
ich mir damit Feinde erwecken würde. Er mache sich nichts daraus,
aber ich solle mich in acht nehmen. Ich wiederholte, daß ich keine
Angst hätte, da mir nur an seiner Meinung gelegen sei. Dann
stand er auf, ging mit mir bis an die Thür des Vorzimmers und
verabschiedete mich mit einem Händedruck.
Ungefähr vierzehn Tage später las ich in den Zeitungen vom