Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

542 Sechsundzwanzigstes Kapitel November 1878. 
Ungefähr in derselben Zeit folgte Schweden mit der übersetzung: 
Graf Bismarck og hans maend. Endlich blieb auch Rußland 
nicht zurück, indem im Juni des letztgenannten Jahres bei Golowin 
in St. Petersburg in der Sprache der Moskowiter eine Ausgabe 
des Buches erschien, die zwei stattliche Bände umfaßte, und in der 
nur einige kurze von Rußland handelnde Sätze der Urschrift (ver- 
mutlich vom Zensor gestrichen) weggeblieben waren. 
Das wären neun lbersetzungen in ebensoviel Monaten und 
alles in allem eine Verbreitung im deutschen und ausländischen 
Publikum von etwa fünfzigtausend Exemplaren. Außerdem lebte 
und nährte sich die deutsche Bücherfabrikation, die sich mit Bismarck 
beschäftigte, jahrelang vorwiegend mit Brocken meiner Schrift, und 
zwar vielfach ohne die Quelle zu nennen. Von der örtlichen Ver- 
teilung der Exemplare sei nur bemerkt, daß Berlin, wo die Tante 
in der Breiten und die Gouvernante in der Französischen Straße 
sich so geringschätzig über das Buch geäußert und so eindringlich 
vor ihm gewarnt hatten, etwa tausend gekauft, daß aber Köln im 
Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl von allen unsern Städten die 
meisten genommen hatte. 
* * 
* 
Zu Ende des November 1878 hatte ich den Chef benachrichtigt, 
daß, wenn er noch zu einigen Stellen des Buches Zusätze gemacht 
zu sehen wünsche, die vom Verleger in Aussicht genommne dritte 
Auflage dazu Gelegenheit bieten würde. Ich hatte die betreffende 
Zuschrift mit den Worten geschlossen: „Wenn ich auf die groben 
Unwahrheiten, die ein Teil der deutschen Presse über das Buch und 
seinen Verfasser verbreitet hat, nichts erwidert habe, und auch ferner, 
wie übel man mich auch anfassen möge, nichts dagegen zu thun 
gedenke, so darf ich mir wohl schmeicheln, in Ihrem Sinne zu 
handeln. Täusche ich mich darin nicht, so sind mir alle diese Ver— 
dächtigungen und Beleidigungen gleichgiltig, zumal da ich aus den 
bessern deutschen Blättern sowie aus Times und Perseveranza ersehe, 
daß meine Absicht, Ihnen mit dem Buche zu nützen, in der Haupt— 
sache erreicht worden ist.“ 
Der Brief bedurfte, wenn die Absicht einer Erweiterung ge— 
wisser Partien des Werkes nicht mehr obwaltete, keiner Beant-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.