Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

22. März 1880 Sechsundzwanzigstes Kapitel 573 
so lange laborieren wird, bis man der jetzigen Art der Verwaltung, 
deren falsche Grundsätze nur unter einem andern, einem fachmännischen 
Leiter den richtigen Platz machen werden, gründlich gebrochen ist, 
immer von neuem in die Augen. Auf diese Weise aber, wie die 
meisten Redner im Reichstage die Sache anfaßten, wird man nicht 
Wandel schaffen. Sie muß energischer, unerschrockner, beharrlicher 
und ohne Aufblick nach oben, lediglich mit dem Blicke auf das, 
was dem Vaterlande und seiner Wehrkraft frommt, angegriffen 
werden, wenn es sich mit unsrer Seemacht, deren Material und 
Personal an sich gut sind, bessern und sie endlich den Stand der 
Tüchtigkeit erreichen soll, den sie haben muß und haben kann. 
„Wir fügen noch hinzu, daß die Verteidigung des Ministers 
gegen Laskers Angriff nichts weniger als überzeugend war, und daß 
er sich in einer andern Außerung während der Debatte der Ver— 
geßlichkeit schuldig machte. Er hat am 11. März 1879 es als ein 
Recht dieses Hauses bezeichnet, volle und ganze Aufklärung ohne 
jeden Rückhalt zu verlangen. Und am 4. März d. J. erklärte er 
mit Bezug auf die Veröffentlichung der Sache im Marine-Ver- 
ordnungsblatt, daß dies nicht geschehen sei, daß man dem Wunsche, 
Personen der öffentlichen Kritik zu übergeben, nicht Rechnung ge- 
tragen habe. Damals konnte er, jetzt konnte er nicht. Damit endlich, 
daß man seine Gegner des Unpatriotismus und der Gleichgiltigkeit 
gegen eine öffentliche Institution anklagt, wie Herr von Stosch thut, 
wenn er sagt: Die Flotte hat dem nicht am Herzen gelegen, der 
so vorgeht und die Offentlichkeit benutzt, um Flecken auf Flecken 
auf die Marine zu häufen, ist ganz und gar nichts geholfen. Wer 
auf Ungehörigleiten, Mängel und Fehler der Marine aufmerksam 
macht, der will letztere davon befreit wissen, er will die Marine 
mehr Ehre einlegen, mehr Ehre gewinnen lassen. Es liegt ihm 
also die Ehre der Flotte mehr am Herzen als dem, der solche 
Mängel verschweigt. Und wenn dazu nicht die Offentlichkeit benutzt 
werden soll, warum haben wir dann in solchen Angelegenheiten 
einen Reichstag und Freiheit der Presse? Aber es wird wohl so 
zu nehmen sein, daß der Herr Minister unter Ehre der Flotte sich 
selbst begreift.“ 
Am 22. März früh gegen zwölf Uhr erhielt ich von Graf 
Herbert folgende Zeilen:
	        
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