22. März 1880 Sechsundzwanzigstes Kapitel 577
ziehen schien, worauf sie fragte, ob illuminiert werden solle. Er
erwiderte, nein, doch solle man sich erkundigen, „ob die übrigen
Minister etwa der Verfügung ungehorsam sein wollten,“ wie wahr—
scheinlich auf dem Bogen zu lesen war. „Dann will ich auch un—
gehorsam sein,“ fuhr er fort. „Mir selber nämlich; denn ich habe
die Verfügung erlassen. — Geflaggt ist doch?“ Die Fürstin be—
jahte das.
Als sie fort war, sagte ich: „Was Durchlaucht vorhin über den
Kronprinzen bemerkten, so schilderten Sie mir ihn schon 1870 auf
der Fahrt von Beaumont nach Vendresse.!
„Ja, so ist er,“ versetzte er. „Wie sein Großvater Friedrich
Wilhelm der Dritte, mit dem er auch sonst Ähnlichkeit hat. Sie
haben ja wohl die Memoiren der Karoline Bauer gelesen?“
Ich erwiderte: „Ja, und die von dem alten Hofrat Schneider.“
„Jawohl — sagte er —, der erzählte auch solche Dinge, aber
in seiner Unschuld, er weiß nicht, wieviel er ihm damit schadet.
Der alte höchstselige Herr fuhr die Woche siebenmal von der Pfauen-
insel oder dem Potsdamer Stadtschlosse nach Berlin, um ins Theater
zu gehen, und dann gings im Chausseestaube wieder zurück. So
ist der jetzt auch. Das wird einmal, wenn ich vor Schwäche nicht
mehr kann, schlimm werden, und es kann dann vieles wieder zurück-
gehen. Er will mich zwar behalten, aber ich gehe dann. Es braucht
für die Zukunft keinen Großen Kurfürsten und keinen Friedrich
den Großen. Ein Friedrich Wilhelm der Erste würde ungefähr ge-
nügen, auch ein Friedrich Wilhelm der Zweite; denn der wäre nicht
übel gewesen, wenn er nicht durch die Weiber erweicht worden
wäre."
Ich fragte: „Aber der Artikel über Stosch war Ihnen recht,
Durchlaucht?“
Er entgegnete: „Ich habe bis jetzt mehr den ersten angesehen.
ÜUbrigens kann man über den alles sagen. Der ist mir einerlei.
Der kann mir nicht den Weg vertreten. Er spekuliert aber auf die
Zukunft und hat einigen Leuten in Bezug auf seine freimaurerischen
Grade die Meinung beigebracht, er gelte was bei dem Kronprinzen.
Es sind noch andre, die haben sich neulich zu einem Diner zusammen-
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Busch, Tagebuchblätter 1I 37