16. Januar Siebzehntes Kapitel 53
Minister des Auswärtigen, wenn es sich nicht um höhere Interessen
handelte, Paris während des Bombardements, das der Feind auf
die Stadt richtet, nicht verlassen könnte. (Folgt eine lange senti—
mentale Klage über den Schaden, den die »Wut der Angreifer«
absichtlich, »um Schrecken zu verbreiten«, durch ihre Bomben an
Kirchen, in Lazaretten, Kinderstuben u. dergl. angerichtet habe.
Dann heißt es weiter:) Unsre brave Pariser Bevölkerung fühlt mit
der Gefahr ihren Mut steigen. Fest, gereizt, entschlossen, ist sie
entrüstet und beugt sich nicht. Sie will mehr als je kämpfen und
siegen, und wir wollen es mit ihr. Ich kann nicht daran
denken, mich in dieser Krisis von ihr zu trennen. Vielleicht
setzen unsre an Europa gerichteten Proteste wie die der in Paris
anwesenden Mitglieder des diplomatischen Korps derselben bald ein
Ziel. England wird begreifen, daß bis dahin mein Platz
in der Mitte meiner Mitbürger ist.“
Dies hatte Favre auch in der zwei Tage vorher gegebnen
Beantwortung des Granvilleschen Schreibens ausgesprochen, aber
nur in der ersten Hälfte, wo er sagte: „Ich schreibe mir nicht
das Recht zu, meine Mitbürger in dem Augenblicke zu
verlassen, wo sie das Opfer dieser Gewaltthat sind“" (gegen
„eine waffenlose Bevölkerung“ hatte er in den Zeilen unmittelbar
vorher aus einer starken Festung mit ungefähr zweimalhundert-
tausend Soldaten und Milizen geschrieben). Dann aber fuhr er
fort: „ÜUbrigens sind die Verbindungen zwischen Paris und London
durch die Schuld des Kommandanten der Belagerungsarmee (wie
naiv!) so langsam und ungewiß, daß ich ungeachtet meines guten
Willens Ihrer Aufforderung nicht nach dem Wortlaut Ihrer Depesche
entsprechen kann. Sie haben mich wissen lassen, daß die Konferenz
am 3. Februar zusammentreten und sich dann wahrscheinlich für eine
Woche vertagen wird. Am 10. Januar abends benachrichtigt, würde
ich nicht zur rechten Zeit von Ihrer Einladung Gebrauch machen
können. Außerdem hat Herr von Bismarck, als er mir sie über-
sandte, keinen Passierschein hinzugefügt, der doch unumgänglich not-
wendig ist. Er verlangt, daß ein französischer Offizier sich ins
Hauptquartier begebe, um ihn abzuholen, indem er sich auf eine
Reklamation stützt, die er bei Gelegenheit eines Vorfalls, über den
sich ein Parlamentär am 23. Dezember zu beklagen gehabt habe,