Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

56 Siebzehntes Kapitel 16. Januar 
Standpunkte kein Bedenken gefunden hätte, würde dem Botschafter 
Seiner Majestät des Königs in London freie Hand gelassen haben, 
um in betreff der Frage, ob nach dem Völkerrecht Ew. ꝛc. Er— 
klärungen als Erklärungen Frankreichs anzusehen wären, seine 
Stellung zu nehmen und seinerseits Formen zu finden, die jedes 
Präjudiz verhütet hätten. Diesen Weg haben Ew. 2c. durch ein an 
mich unter amtlicher Angabe des Zwecks Ihrer Reise gerichtetes 
amtliches Gesuch um einen Geleitschein behufs der Vertretung Frank- 
reichs auf der Konferenz durch Ew. 2c. abgeschnitten. Die oben an- 
gegebnen politischen Erwägungen, zu deren Unterstützung ich mich 
auf die Erklärung beziehe, die Ew. 2c. veröffentlicht haben, verbieten 
mir, Ihrem Wunsche nach Übersendung eines solchen Dokuments zu 
entsprechen. 
„Indem ich Ihnen dies mitteile, kann ich Ihnen nur über- 
lassen, für sich und Ihre Regierung zu erwägen, ob sich ein andrer 
Weg finden läßt, auf dem die angeführten Bedenken zu beseitigen 
sind, und jedes aus Ihrer Anwesenheit in London fließende Prä- 
judiz vermieden werden kann. 
„Aber auch wenn ein solcher Weg gefunden werden sollte, 
erlaube ich mir doch die Frage, ob es ratsam ist, daß Ew. 2c. Paris 
und Ihren Posten als Mitglied der dortigen Regierung jetzt ver- 
lassen, um persönlich an einer Konferenz über das Schwarze Meer 
teilzunehmen, in einem Augenblicke, wo in Paris Interessen auf 
dem Spiele stehen, die für Frankreich und Deutschland wichtiger 
sind als der Artikel XI des Vertrags von 1856. Auch würden 
Ew. 2c. in Paris die diplomatischen Agenten und die Angehörigen der 
neutralen Staaten zurücklassen, die dort geblieben oder vielmehr zurück- 
gehalten worden sind, nachdem sie längst die Erlaubnis zum Passieren 
der deutschen Linien erhalten haben, und die daher um so mehr auf 
den Schutz und die Fürsorge Ew. 2c. als des Ministers der faktischen 
Regierung für die auswärtigen Angelegenheiten angewiesen sind. 
„Ich kann daher kaum annehmen, daß Ew. 2c. in der kritischen 
Lage, an deren Herbeiführung Sie einen so wesentlichen 
Anteil hatten, sich der Möglichkeit werden berauben wollen, 
zu einer Lösung mitzuwirken, wofür die Verantwortlichkeit auch 
Sie trifft." 
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