Full text: Tagebuchblätter. Zweiter Band. (2)

17. Januar Siebzehntes Kapitel 59 
habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, das ginge doch nicht, und 
ich könnte nicht glauben, daß er, der die Sache am 4. September 
mit veranlaßt habe, nicht auch die Entwicklung mit abwarten wollte. 
Ich habe den Brief übrigens französisch geschrieben, erstens, weil 
ich ihn nicht als amtlich betrachte, sondern als Privatkorrespondenz, 
dann aber, damit sie ihn von den französischen Linien an bis zu 
ihm lesen können.“ 
Nostitz fragte, wie es überhaupt mit der diplomatischen Korre- 
spondenz gehalten würde. 
Chef: „Deutsch. Früher wars Französisch. Ich habe es aber 
eingeführt. Doch nur mit solchen Kabinetten, deren Sprache bei 
uns verstanden wird. England, Italien, auch Spanien — das 
kann man zur Not auch lesen. Mit Rußland nicht; denn da bin 
ich wohl der Einzige im Auswärtigen Amte, der es versteht. Hol- 
land, Dänemark und Schweden auch nicht; diese Sprachen lernt 
man doch in der Regel nicht. Die schreiben französisch, und denen 
wird auch französisch geantwortet.“ — „Der König hat übrigens 
befohlen, daß die Militärs mit den Franzosen nur deutsch verkehren: 
mögen sies lernen, wir haben ihre Sprache auch lernen müssen.“ — 
„Mit Thiers (er meinte Favre) habe ich in Ferrieres französisch 
gesprochen. Aber ich sagte ihm, dies geschähe nur, weil ich nicht 
amtlich mit ihm verhandelte. Er lachte darüber. Ich sagte ihm 
aber, das werden Sie schon beim Friedensschluß sehen, daß wir 
deutsch reden.“ 
Beim Thee wurde von Holstein berichtet, daß das Bombarde- 
ment im Süden schwiege, weil Blumenthal, der immer dagegen ge- 
wesen sein sollte, seinen Willen durchgesetzt habe. Man hoffe indes, 
daß der Kronprinz von Sachsen im Norden tüchtig vorgehen und 
schießen werde, und man wolle dies unserm Kronprinzen sagen und 
ihn fragen: Wie nun, wenn es hieße, der Sachse hat Paris zur 
Kapitulation gezwungen? 
„Wenn Sie das nicht ganz sicher wissen, aus völlig zuver- 
lässiger Quelle — versetzte Wagener —, so lassen Sie das den 
oben ja nicht hören. Ich stehe nicht dafür, daß der dann nicht 
morgen schon fortgeht. Der ist ein unberechenbarer Vulkan, und 
hierin versteht er keinen Spaß.“ Holstein scheint aber nicht gut 
unterrichtet zu sein. Wenigstens erklärte Graf Dönhoff, der hinzu-
	        
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